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Tofte die Musik, schnafte die Drinks - die Stimmung war knorke im Ringlokschuppen.

»Elf musikalische
Freunde müsst ihr sein«

Berliner Formation »Seeed« reißt die Fans vom Hocker

Von Phillip Gätz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Mission geglückt: Die Berliner Formation »Seeed« feierte am Mittwoch einen gelungenen Tournee-Auftakt im seit Wochen ausverkauften Ringlokschuppen. Die elf Künstler umfassende Band hatte ein besonderes Begrüßungs- und Abschiedsgeschenk für die 2500 restlos begeisterten Fans im Gepäck.

»Elf Freunde müsst ihr sein« - das berühmte Zitat, das fälschlicherweise immer der Fußballlegende Sepp Herberger zugeordnet wird und ursprünglich von Richard Girulatis stammt, trifft nicht nur auf das sportliche Metier zu. Elf ganz dicke Freunde sind auch die Künstler der Berliner Gruppe »Seeed«. Jedenfalls zogen die Vollblutmusiker mit ihrem deutschsprachigen Mix aus Dancehall und Reggae die enthusiastischen Fans voll in ihren Bann. Das »Aufwärmen« übernahm die Sängerin Nneka, die mit ihrer gefühlvollen Stimme Reggae und Soul verband und auch bei ihrem nunmehr dritten Auftritt im Ringlokschuppen mächtig Applaus erntete.
Die dreifachen Gewinner des Musikpreises »Echo« und zahlreicher weiterer Auszeichnungen hatten keinerlei Anlaufschwierigkeiten, die Masse zu begeistern. Von Beginn an hatten Enuff, Eased, Ear, Luke, Based, Rudy, Olsen, Alfi, Reibold, Delgado, Tobsen und Jerome - so nämlich nennen sich »Seeed« auf der Bühne - das Publikum im Rücken. Und zur Begrüßung gegen 21.45 Uhr gab es dann erstmal einen Apéritif: Nach und nach betraten die Musiker die Bühne und verschenkten Sekt an die kreischenden Fans in den vorderen Reihen.
Was folgte, war eine Mischung aus älteren Titeln und Songs des neuen Albums »Next!«. Die Fans zeigten Gefallen. Kein Wunder, denn live vor Publikum aufzutreten, ist die große Stärke der Hauptstadt-Combo. Einen Saal binnen Sekunden nach Erscheinen zum kollektiven Wippen zu animieren, will erstmal geschafft werden. Mindestens genauso gut kam der Wechsel zu den ruhigeren Stücken beim Publikum an. Mehr noch als je zuvor lässt es sich in den verschiedenen Beats häuslich einrichten und wohlfühlen - vorausgesetzt, man verträgt eine gute Portion Bass.
Der Band kommt die spürbare aber dennoch nicht routiniert wirkende Erfahrung im Umgang mit ihren Zuhörern zugute. Seit sieben Jahren bilden »Seeed« ein festes Team, gespickt mit Musikern, von denen jeder einen anderen Geschmack hat, ein anderes Instrument beherrscht und eigene Vorlieben pflegt. Zwei Alben und fünf Singles waren bislang das Ergebnis. »Aufstehn«, die erste Single des neuen Albums, schlug mit dem fünften Platz schon tüchtig ein und zeugt wie auch der proppenvolle Ringlokschuppen vom anhaltenden Interesse an der musikalischen Elf mit ihrem ganz eigenen Stil.
Als Dankeschön gab nach fast eineinhalb Stunden »unseren ganz eigenen Blumenstrauß für Ostwestfalen«. In der ausgedehnten Zugabe hörten die Fans ein auf den »Seeed«-Stil umgedichtetes Medley, bestehend aus aktuellen Chart-Hits der amerikanischen Hip-Hop-Kollegen.

Artikel vom 03.02.2006