02.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Überfall auf Passanten

Johannisberg-Täter vor Landgericht - Prozess beginnt

Bielefeld (uko). 15 Jahre nach einer grausigen Bluttat auf dem Johannisberg werden zwei der damaligen Täter von der Vergangenheit eingeholt: Mit einem dritten mutmaßlichen Komplizen sollen Susanne K. (40) und ihr früherer Ehemann Hans-Jürgen P. (52) einen Überfall auf einen Passanten begangen haben. Der Prozeß gegen K., P. und den 34-jährigen Thorsten R. beginnt am Dienstag vor dem Landgericht.
Mit einem Regenschirm soll Susanne K. am Abend des 2. Juni 2005 an der Shell-Tankstelle an der Artur-Ladebeck-Straße auf den Bielefelder Simon Z. eingeschlagen haben. Der Mann soll von den Mittätern dann ins Gebüsch gezerrt, geprügelt und gewürgt worden sein. Lediglich der Aufmerksamkeit eines vorbeifahrenden Autofahrers soll das Opfer seine Unversehrtheit vedanken: Der Mann hupte, die mutmaßlichen Täter flüchteten ohne Beute, wie Staatsanwalt Mark Blomenkämper in seiner Anklage folgerte.
Rückblick ins Jahr 1992: Vor dem Schwurgericht mußten sich Susanne K. (damals P.), Hans-Jürgen P. und Mittäter O. verantworten. Sie hatten im Sommer 1991 den obdachlosen Zeltbewohner Manfred Multhaupt auf dem Johannisberg traktiert, Susanne K. hatte dem Mann einen tödlichen Messerstich in die Brust versetzt.
Blomenkämpfers Kollege Klaus Metzler konstatierte damals im Prozeß eine »erschreckende Steigerung der Gewalt« und »Hemmungslosigkeit«. In seinem Plädoyer ging der Vertreter der Anklage jedoch nicht vom ursprünglichen Mordvorwurf gegen Susanne K. aus. Nach Metzlers Ansicht sollte die Frau acht Jahre Gesamtfreiheitsstrafe verbüßen - wegen Toschlags und schweren Raubes.
Außer der Tötung des wohnungslosen Manfred Multhaupt auf dem Johannisberg hatten sich die beiden Männer und die Frau zwei gefährliche Körperverletzungen begangen. Ein Bekannter war vor dessen Wohnung an der Detmolder Straße zusammengeschlagen worden, weil er angeblich einen Hund hatte herausgeben sollen. Der Mann war mit Faustschlägen und Fußtritten eingedeckt worden, überdies hatte Hans-Jürgen P. eine Steinplatte nach ihm geworfen, ihn allerdings verfehlt.
In einem weiteren Fall hatte das Trio eine Mitzecherin brutal zusammengeschlagen, weil sie kein Geld mehr für den Kauf weiteren Alkohols hatte. Länger als zwei Stunden war die Frau mißhandelt worden, unter anderem war sie mit einem Stock traktiert worden. Dem Opfer mußte als Folge das linke Auge operativ entfernt werden.
Schließlich waren die drei Personen in den frühen Morgenstunden des 1. Juli 1991 zum Zelt Multhaupts und eines Freundes nahe des Schützenplatzes auf dem Johannisberg gegangen, um sich erneut Geld für Alkohol zu besorgen. Susanne K. war in das Zelt gegangen, während ihre Komplizen den »äußeren Bereich abdeckten«.
Konsequenz des Schwurgerichts mit seinem Urteil am 18. September 1992: acht Jahre Freiheitsstrafe für Susanne K., sechs Jahre Haft für ihren damaligen Ehemann Hans-Jürgen P., dreieinhalb Jahre Haft für den seinerzeitigen Mittäter O.

Artikel vom 02.02.2006