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Von Bielefeld aus auf den
europäischen Arbeitsmarkt

Bundesweit einzigartiges Projekt für Studenten

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Das Projekt ist bundesweit einzigartig, und die Verantwortlichen staunen immer noch, dass es funktioniert: »Europa intensiv« führt ehrgeizige Bielefelder Studenten auf den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt.

Mit einem Jahresetat von nur 15 000 Euro, getragen von professoralem und studentischem Enthusiasmus, und dank exzellenter Kontakte des Europarechtlers Prof. Armin Hatje nach Brüssel ist es gelungen, aus einer guten Idee ein dauerhaftes Angebot zu formen. Zum bereits sechsten Male nahmen am Dienstagabend im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) angehende Akademiker die Zertifikate entgegen, mit denen ihnen die erfolgreiche Teilnahme am einjährigen »Europa intensiv«-Projekt bescheinigt wird.
Vor allem Geisteswissenschaftler, aber auch einige Biologen und Chemiker im Hauptstudium, die recht gut Englisch oder Französisch sprechen, bewerben sich alljährlich um die Teilnahme. »Die Rückmeldungen stimmen uns zuversichtlich«, sagte Hatje. »Nicht nur erweitern die Studenten ihren Horizont - auch die Personalchefs der Unternehmen zeigen reges Interesse an ÝEuropa intensivÜ-Absolventen.«
Pro Jahr bewerben sich gut 60 Studenten, überschlägt Organisatorin Bettina Stein. Die Volljuristin kann aber maximal 30 Kandidaten annehmen, die dann in eigens angesetzten Kolloquien, speziell auf supranationale Gegebenheiten zugeschnittene Workshops, vertiefenden Sprachkursen und anspruchsvollen Wahlpflichtveranstaltungen auf ein abschließendes Praktikum in der EU-Hauptstadt Brüssel vorbereitet werden. »Wir bieten Praktikumsplätze in politischen Gremien, bei Nicht-Regierungsorganisationen und Verbänden sowie bei Unternehmen wie Siemens und Daimler-Chrysler«, erklärt Hatje.
»Die bei ÝEuropa intensivÜ erworbene Zusatzqualifikation gewinnt auf dem sich öffnenden Arbeitsmarkt rapide an Bedeutung«, versichert Bettina Stein. »Sie haben viel geleistet in den vergangenen zwei Semestern«, lobte Hatje die Studenten und dankte dem Geschäftsführer der Universitätsgesellschaft, Prof. Helmut Steiner: »In den finanziell schwierigen Zeiten haben Sie stets schnell und unbürokratisch Stipendien ermöglicht.«
Prof. Gerhard Sagerer, Prorektor für Lehre, gratulierte den Absolventen und verwies nicht ohne Stolz darauf, dass es gelungen sei, das Projekt zu »verstetigen«: »Ein solches Angebot auf Dauer zu halten, ist nicht eben leicht.«
Stellvertretend für die Absolventen des sechsten Jahrgangs dankte der Jurastudent Sebastian Müller (25) den Veranstaltern für die karrierefördernde Chance. Er pries einen lehrreichen Workshop, »in dessen Verlauf wir von Studenten zu EU-Kommissaren befördert wurden, die das Für und Wider eines Beitritts neuer Kandidaten zur Union abzuwägen hatten.« Müller erinnerte an zwiespältige Erfahrungen mit dem belgischen Bier und riet künftigen »Europa intensiv«-Teilnehmern, die Chance zu nutzen und nicht nur den Praktikumsplatz, sondern auch Land und Leute kennenzulernen.
Derzeit lernt der siebente Jahrgang, über den Tellerrand hinauszublicken. Die Bewerbungsfrist für den achten Jahrgang endet am 1. März. Wer teilnehmen möchte, wendet sich mit Lebenslauf, Sprach- und anderen Leistungsnachweisen sowie einer Begründung für den Wunsch nach Teilnahme an Bettina Stein (E-mail: europa.intensiv@uni-bielefeld.de).

Artikel vom 07.02.2006