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Der Fluch der Tasmanischen Teufel

Übertragung von tödlichen Tumorzellen bei Beißereien untereinander


London (dpa). Der Tasmanische Teufel, vom Aussterben bedroht, trägt offenbar selbst zu seinem Verschwinden vom Erdenrund bei. Die rätselhaften Gesichtstumore, die verstärkt bei den einzigen fleischfressenden Beuteltieren Australiens vorkommen, sind möglicherweise eine ansteckende Krankheit, die sie bei Beißereien untereinander übertragen. Dies schreibt ein Forscherteam um Anne-Maree Pearse vom tasmanischen Umweltministerium im britischen Fachjournal »Nature«.
Die Wissenschaftler kommen zu dieser Einschätzung, weil eine weitreichende Veränderung des Erbguts in den Tumorzellen bei allen untersuchten Tieren exakt dieselbe ist.
Bei ihren häufigen Kämpfen fügten sich die Beutelteufel zahlreiche Bisswunden rund ums Maul zu. Dabei würden wahrscheinlich die Krebszellen übertragen. Die Wucherungen eiterten dann und verhinderten die Nahrungsaufnahme. Schließlich verhungern die Tiere. Ansteckende Krebsformen gibt es auch bei Hunden.
Bei Menschen könne Krebs durch kranke Zellen bei Organtransplantationen übertragen werden, schreiben die Forscher weiter. Die Abstoßungsgefahr sei geringer, wenn ein naher Verwandter der Spender ist. Analog dazu könnten bei den Tasmanischen Teufeln der hohe Grad an Verwandtschaft und die geringen genetischen Unterschiede dazu beitragen, dass die Immunabwehr gegen Krebszellen gering ist.
In allen untersuchten Tumorzellen war das Erbgut, das bei den Beutelteufeln normalerweise aus 14 Chromosomen besteht, auf dieselbe Weise zu lediglich 13 Chromosomen neu geordnet.
Der etwa 70 Zentimeter lange Tasmanische Teufel (Sarcophilus harrisii, Foto) trägt den Namen wegen seiner Wildheit, seines schwarzen Fells und der - bei Aufregung - rot leuchtenden Ohren.
Er kommt heute nur noch auf der australischen Insel Tasmanien vor, wo die aggressiven kleinen Aasfresser aber von großer Bedeutung für die Ökologie sind.

Artikel vom 02.02.2006