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Klinsmann setzt auf Peters

Hockey-Experte soll Sportdirektor beim DFB werden

Frankfurt/Main (dpa). Jürgen Klinsmann will mit der revolutionären Verpflichtung von Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters als Sportdirektor die Modernisierung im Deutschen Fußball-Bund weiter vorantreiben.

Nach dem anfangs umstrittenen Engagement von US-Fitnesstrainern, der erstmaligen Aufnahme eines Sportpsychologen in den Betreuerstab sowie einem Chef-Scout aus der Schweiz soll noch vor der WM ein Trainer ohne Fußball-Kompetenz den neu geschaffenen Posten erhalten.
Für die Führungsposition in der Nachwuchsförderung waren zuvor ausschließlich namhafte Fußball- Trainer und Ex-Nationalspieler wie Berti Vogts, Guido Buchwald und Matthias Sammer gehandelt worden. Letzterer stellte sein Konzept bereits vor. »Die Gespräche mit dem DFB laufen«, sagte Sammer der »Bild-Zeitung«. Schon am 8. Februar soll nach einer außerordentlichen Präsidiumssitzung die Personalie geklärt sein.
»Es mag sein, dass ein paar kritische Stimmen aufkommen könnten«, sagte Klinsmann gestern zu möglichen Bedenken auch aus der Fußball-Bundesliga. »Aber wir von der Führung der Nationalmannschaft haben nicht das Selbstverständnis, wir Fußballer wüssten alles am besten. Andere Sportarten sind uns voraus, wir haben im Fußball in manchen Bereichen in den letzten Jahren geschlafen. Es ist wichtig, offen für neue Ideen und Sichtweisen zu sein«, betonte Klinsmann.
Der Bundestrainer äußerte sich geradezu euphorisch über den 45 Jahre alten Peters, der seit Ende 2000 die deutschen Hockey-Herren betreut und sie 2002 zum ersten WM-Titel führte. »Die Gespräche mit Bernhard Peters haben auf so hohem Qualitätsniveau stattgefunden, dass er uns überzeugt hat. Er ist eine Person, die uns unheimlich viel geben kann«, sagte Klinsmann.
Der geschäftsführende Verbandschef DFB-Präsident Theo Zwanziger äußerte sich wohlwollend über den Überraschungs-Kandidaten: »Ich persönlich schätze Herrn Peters sehr.« Allerdings müsse die Lösung in die »Fußball-Landschaft« passen, betonte Zwanziger: »Er muss auch Fußball-Stallgeruch haben. Ich bin sehr für Innovation, aber ich will erst einen Gesamteindruck des Präsidiums einholen.«
Peters ist noch bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking vertraglich an den Deutschen Hockey-Bund (DHB) gebunden. Der Krefelder hatte aber schon einen Rückzug nach der Weltmeisterschaft im September in Mönchengladbach angekündigt.
Die Festlegung auf Peters, mit dem Klinsmann schon seit August 2004 in Kontakt steht, kann auch als Signal gedeutet werden, dass der 41-Jährige nicht nur bis zur Weltmeisterschaft im Sommer plant. »Es ist sehr wichtig, dass wir jetzt schon die Weichen für die nächsten Jahre stellen«, betonte Klinsmann.

Artikel vom 02.02.2006