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Schüler gegen Lehrer: Beim Trainingsauftakt gingen Kamil Vacek und David Kobylik in den Zweikampf.

Bielefeld statt Birmingham

Neu-Armine Kamil Vacek spielt mit seinem Jugendtrainer in einem Team

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Der erste Tag beim neuen Klub führte den erst 18 Jahre alten Kamil Vacek gestern in Bielefeld an einen bekannten Ort - das Trainingsgelände des DSC Arminia. »Er war nämlich schon mal hier - beim Auftakt nach der Winterpause«, verriet Thomas von Heesen ein bislang gut gehütetes Geheimnis des ostwestfälischen Bundesligisten.

An jenem Tag hatte der Trainer einen jungen Gast als fußballerisch ziemlich unbegabten Kumpel von David Kobylik vorgestellt, der einfach mal ein bisschen mitmachen wolle. Wie beabsichtigt blieb das Gastspiel mehr oder weniger unbeobachtet. Damit ging von Heesens Rechnung auf, der damals nicht die Öffentlichkeit suchte, um Arminias Transferabsicht weiter verschleiern zu können. Schließlich hatte sich mit Birmingham City inzwischen ein Klub aus der finanzstarken englischen Premiere League in das Rennen um Vacek eingeschaltet.
In Wirklichkeit ließ der junge Tscheche in seinem Bielefeld-Urlaub einfach mal die Kugel rollen und empfahl sich damit für weitere Gespräche, die gerade rechtzeitig vor Ende der Wechselfrist zum Abschluss kamen. Bielefeld statt Birmingham - das findet Vacek, eines der größten tschechischen Fußballtalente unter 20 Jahren, einfach nur gut: »Ich bin froh, endlich hier zu sein. Die Verhandlungen waren ja doch nicht ganz so einfach«, sagte der Arminia-Novize, der begierig ist, in der Bundesliga viel lernen zu können. Dabei wollen ihm vor allem seine drei Landsleute das Eingewöhnen erleichtern, sagte Petr Gabriel, der gestern noch als Dolmetscher gefragt war. Wohnen wird Vacek vorerst bei Radim Kucera, der ebenfalls aus Olmütz nach Bielefeld gekommen war. David Kobylik, vierte Tscheche und dritter Olmützer im Bielefelder Bunde, verriet gestern noch ein weiteres Detail aus der Vita des Neu-Arminen. »Ich war früher mal sein Trainer. Damals war Kamil gerade zwölf Jahre alt«, sagte Kobylik.
Vacek kann auf rund 50 Einsätze in tschechischen Juniorennationalmannschaften zurückblicken. Seit dem 15. Lebensjahr wurde er regelmäßig eingeladen und spielte vor gut einem Jahr auch gegen den deutschen Nachwuchs. Vor einem halben Jahr rückte er in die erste Mannschaft von Sigma Olmütz auf. Dort fiel der junge Mittelfeldakteur Thomas von Heesen und Reinhard Saftig, Arminias Sport-Geschäftsführer, erneut auf, als sie in Hamburg eigentlich Radim Kucera im UEFA-Cup-Spiel unter die Lupe nehmen wollten.
Im vergangenen Jahr wurde Vacek in seiner Heimat als »bester Spieler seines Jahrgangs« ausgezeichnet: eine große Ehre in einem Land, dessen Nationalmannschaft zu den spielstärksten des Kontinents zählt. Der Weg in eine der westeuropäischen Profiligen war damit vorgezeichnet. Nach Bielefeld zog es den 18-Jährigen auch wegen der Nähe zu seinen drei Landsleuten.
»Vom Typ her ist er relativ schüchtern, aber auf dem Platz ist er ganz anders«, sagte Trainer von Heesen gestern über seinen neuen Spieler, der damit Rüdiger Kauf verwandt zu sein scheint. In der Tat ist auch Vacek im Mittelfeld vielseitig einsetzbar und passt damit vorzüglich ins Bielefelder System passt, wo nicht nur defensive, sondern auch offensive Anstrengungen erwartet werden. »Er ist ein guter Techniker und hat ein gutes Auge. In Olmütz hat er auch mal auf der rechten Seite gespielt. Ich sehe ihn aber eher auf einer zentraleren Position«, meinte von Heesen: »Schön, dass er hier ist.«

Artikel vom 02.02.2006