03.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zu zaghaft, zu zahm, zu nervös

Badminton-DM: Mixed-Doppel Blomeyer/Mazurek verpasst große Chance

Von Jörg Manthey
und Jan Lüdeke
Bielefeld (WB). Ajax-Cheftrainer Robert Panasiewicz drückte seinen wacker kämpfenden Schützlingen vergebens die Daumen. Nach 43 Spielminuten endete die 54. deutsche Badminton-Meisterschaft für das Mixed-Doppel Jan Blomeyer/Jacqueline Mazurek nach Runde eins - 10:15/15:10/7:15. »Die Chancen waren da«, beglückwünschte Panasiewicz die Lokalmatadoren zu ihrem gewonnenen zweiten Satz, der die erhaltene Wildcard rechtfertigte.

Schließlich war es das erste Mal, dass Bielefelder Teilnehmer bei einer DM einen Teilerfolg verbuchen konnten. Ihren drei Klassen höher spielenden Gegnern aus der Regionalliga, Susanne Cloppenburg (BV Gifhorn) und Sven Andrzejewski (VfL Maschen), waren sie phasenweise ebenbürtig. Robert Panasiewicz bemängelte hinterher nur, seine Schützlinge hätten zum Ende hin nicht den nötigen Siegeswillen gezeigt.
Der erste Satz, geprägt von einem ängstlichen Beginn, war nach 13 Minuten mit 15:10 an die Kontrahenten gegangen. Nach einem 1:9-Rückstand fanden Blomeyer/Mazurek spät ins Spiel. Als die »Panik« (Panasiewicz) abgeklungen war und sich die beiden endlich mehr zutrauten, konnten sie noch bis auf 10:13 verkürzen.
Im zweiten Durchgang wirkten die Lokalmatadoren geduldiger, scheuten nicht das Risiko und übernahmen nach 5:7 keck gar die Initiative - 9:7, 13:9. Der familiäre Fanclub durfte schließlich den 15:10-Satzausgleich bejubeln. Die Pause vor dem entscheidenden letzten Satz hatte negative Auswirkungen aufs Mut-Barometer des jungen Ajax-Doppels; es fiel in alte Muster zurück. Panasiewicz machte hinterher mentale Defizite aus, vermisste unbändigen Siegeswillen. »Ihr ward nicht wild, nicht heiß genug«. Nach 43 Minuten beendete ein 7:15 das DM-Mixed-Abenteuer. »Schade, schade«, meinte Mazurek nach der Niederlage und war sich mit ihrem Partner darin einig, dass »mehr möglich gewesen« wäre. Aber: »Wir haben uns selber zu viel Druck gemacht, waren vor allem zu Beginn riesig nervös.«
Jan Blomeyer, nach überstandenem Pfeifferschen Drüsenfieber von seiner Bestform weit entfernt, ärgerte sich darüber, dass er nicht das umsetzte, was er sich vorgenommen hatte. Nämlich »viel zu riskieren und anzugreifen«. Panasiewicz sah dies genauso, hatte er Blomeyer nach dem ersten Satz doch mit auf den Weg gegeben, er solle »nicht so halbherzig« spielen.
Am Ende blieb Ärger über eine verpasste Chance. Derweil Jan Blomeyer (19) fortan als DM-»Tourist« galt, war der Tag für Jacqueline Mazurek noch nicht vorbei. Für sie stand am Abend ein ganz besonderes Erlebnis auf dem Programm. In der ersten Runde des Dameneinzels sah sie sich mit der Titelverteidigerin Xu Huaiwen (BC Bischmisheim) konfrontiert, quirlige Nummer fünf der Weltrangliste. Mit bescheidenen Ambitionen. »Ich denke, nach zwölf Minuten ist alles vorbei. Wenn ich einen langen Ballwechsel erzwingen kann, wäre das schon ein schöner Erfolg für mich«, gab sie vorher zu Protokoll.
Die 30-jährige Xu, eine eingebürgerte Chinesin, gab sich gnadenlos locker und brauchte nur zehn Minuten. 3:11/0:11 hieß es nach erwartet einseitigem Spielverlauf. Die Bielefelderin wurde von ihrer Gegnerin extrem über den Court gejagt und war alsbald etwas aus der Puste. Jacqueline Mazurek war trotzdem zufrieden. Im Eiltempo rauschte auch DM-Favorit Björn Joppien in die dritte Runde: 15:4/15:3 gegen Henning Zanssen (BV Gifhorn).
Wie spektakulär Badminton anmuten kann, war im Herreneinzel zwischen Stephan Löll (Wesel) und Matthias Bilo (Langenfeld) zu sehen. Verlierer Löll erlitt bei dieser unterhaltsamen Badminton-Show einen Handkrampf . . .
Die Wettbewerbe werden heute ab 10 Uhr fortgesetzt. Das Bielefelder Damendoppel Jacqueline Mazurek/Eliane Exner (BC Ajax/TuS Eintracht), letztes Relikt aus OWL, greift um 12 Uhr ins Geschehen ein. Abends steht im Stadtpalais der gesellschaftliche Höhepunkt der Titelkämpfe auf dem Programm; die beliebte Player's Night.
www.dm-badminton.de

Artikel vom 03.02.2006