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Der TBV-Kapitän
geht von Bord

Volker Zerbe beendet Laufbahn

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Dem Langen langt's. 20 Jahre spielt er mittlerweile für den TBV Lemgo in der Handball-Bundesliga. Nach dieser Saison macht Volker Zerbe endgültig Schluss.

Der Kapitän geht wehmütig von Bord: »Ich blicke auf eine lange Laufbahn zurück. Und ich habe mir immer gesagt, dass ich aufhören will, wenn es am schönsten ist.« Wichtig für den 284-fachen Nationalspieler: Das Zeitpunkt des Endes wollte das lippische Eigengewächs selbst bestimmen, denn »ich brauchte das Gefühl, benötigt zu werden, ein wichtiger Bestandteil zu sein, und mit Spaß wollte ich auch bei der Sache sein.« Einer Herausforderung will er sich aber noch stellen: »Mit einem Titel abzutreten, das wäre ein Traum. Der Europapokal ist ein hohes Ziel, das wäre ein krönender Abschluss.«
Die besondere Bedeutung des Langen für Lemgo wird auch durch eine Premiere unterstrichen. Am 4. Juni wird es für ihn ein Abschiedsspiel geben.
Der Verein »habe Volkers Entscheidung akzeptiert«, sagte TBV-Manager Fynn Holpert. Für »Zebu«, der als 17-Jähriger seine Bundesliga-Karriere beim TBV begann, soll jetzt ein Betätigungsfeld innerhalb seines Vereins gefunden werden. Schließlich, so Holpert, war der wurfgewaltige Linkshänder, der auch dem Mittelblock in Lemgo und der Nationalmannschaft Stabilität verlieh, das »Aushängeschild und auch ein wichtiger Motor für den Verein, der zum Beispiel Daniel Stephan oder Achim Schürmann bewogen hat, 1994 zu uns zu kommen«.
Mit dem Abgang von Volker Zerbe werden die Mannschafts-Umbauarbeiten beim TBV forciert werden müssen. Denn wer kann ihn ersetzen - in Angriff und Abwehr? Der Beiratsvorsitzende Paul-Gerhard Reimann glaubt nicht, dass dies geht: »Einen hundertprozentigen Ersatz werden wir nicht finden.« Die sportliche Leitung ist auf der Suche und will in den nächsten zwei bis drei Wochen »weiter sein«, erklärt Holpert. Noch habe man keinen, aber »jeder Linkshänder ohne Vertrag ist interessant«. Demnächst soll mit Kyung-Shin Yoon verhandelt werden. Der noch beim VfL Gummersbach diensttuende Südkoreaner hat allerdings zwei Nachteile in den TBV-Augen: Er ist 32, und viel Geld geben Lipper auch nicht gerne aus. Am Magdeburger Renato Vugrinec stört die Unbeständigkeit. Reimann die TBV-Fans tröstend: »Vielleicht zaubern wir ein Kaninchen aus dem Hut.«
Oder die Lücke wird aus den eigenen Reihen geschlossen. Holpert: »Vielleicht müssen wir unsere Abwehr ändern. Neben der 6-0 auch mal offensiver decken. Das hat in dieser Saison schon geklappt. Aber ein Sven-Sören Christophersen oder Sebastian Preiß haben sich auch schon im Mittelblock bewährt. Und Asgeir Örn Hallgrimsson ist erst 21 und kann sich im rechten Rückraum noch entwickeln.« Reimann bekräftigt: »Unser Team hat Potential. Man muss den jungen Leuten Vertrauen schenken.«
Andere Personalplanungen sind dagegen abgeschlossen: Einen Zweijahresvertrag ab der kommenden Saison erhält Nationalspieler Michael Hegemann (bisher VfL Gummersbach und ebenfalls Mittelblock-erfahren). Den TBV-Kader verlassen neben Zerbe auch Max Ramota (kein neues Vertragsangebot) und Andre Tempelmeier. »Mister Europacup« soll mit Jens Lause die Oberliga-Mannschaft von Handball Lemgo fit für die Regionalliga machen.

Artikel vom 02.02.2006