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Ziemlich genial, dieser Mozart

Bernd Fischerauers Film »Ich hätte München Ehre gemacht« in der ARD

ARD, 20.15 Uhr: Gut zwei Jahrzehnte nach Milos Formans »Amadeus« bringt die ARD das Leben Wolfgang Amadeus Mozarts in einer eigenen Verfilmung. Wenige Tage nach dem 250. Geburtstag des Musikgenies (1756 bis 1791) wird heute »Mozart - Ich hätte München Ehre gemacht« ausgestrahlt.
Wolfgang Amadeus Mozart (Xaver Hutter) hat sich in seine Gesangsschülerin Aloysia Weber (Lisa Marie Potthoff) verliebt. Doch letztendlich wird seine Liebe zu ihr nicht erwidert.Foto: ARD

Regisseur Bernd Fischerauer hat sich der Herausforderung gestellt, Mozarts Persönlichkeit in möglichst vielen Facetten sichtbar zu machen. Für ihn war Mozart ein Liebender, ein Verzweifelter, Handwerker und Genie. Und noch sehr viel mehr: »Wohl gar nicht immer sympathisch, eher oft sehr unsympathisch«, meint der Regisseur. Das Leitmotiv des Films ist München. Hier werden zwei Mozart-Opern uraufgeführt, »Gärtnerin aus Liebe« und »Idomeneo«. Hier erlebt er die größte Liebesenttäuschung seines Lebens, als ihn die Sängerin Aloysia Weber zurückweist. Hier hofft er auf feste Anstellung. Und am Tag seines Todes in Wien anno 1791 wird in München sein »Don Giovanni« gespielt - zumindest im Film.
»Das allerdings«, räumt Fischerauer ein, »ist gewissermaßen eine kleine poetische Überhöhung. Der »Giovanni« wurde damals gespielt, aber ob genau an seinem Todestag, bleibt Annahme.« Im übrigen war es der Wunsch des produzierenden Bayerischen Rundfunks, diesen München-Aspekt an der Mozart-Biografie zu betonen, aber Fischerauer sieht darin keine Verengung des Stoffs: »Indem wir immer wieder auf die München-Stationen der Mozart-Biografie eingehen, zeigen wir zugleich die Stationen, in denen sich ein Charakter entwickelt.« Und er ist stolz: »Der »Amadeus« von Milos Foreman, inzwischen ein Film mit Patina, hat wohl so seine zehn Millionen gekostet. Wir hatten ein Budget von 2,4 Millionen Euro, und ich glaube nicht, dass unser Film schäbiger wirkt.«
Gedreht wurde unter anderem in München, Salzburg und auf Schloss Leopoldskron, dem einstigen Landsitz des Theatermagnaten Max Reinhardt. Die kostbaren Rokoko-Roben wurden in Madrid und Wien ausgeliehen. Zum Ensemble gehören Alexander Held als Vater Mozart und Hans-Michael Rehberg als Münchner Opernintendant Graf Seau. Als Mozart agiert Xaver Hutter, einst pfiffiger Jung-Polizist in der Serie »Bronski & Bernstein«, jetzt, so Fischerauer, »ein Mozart, wie man ihn sich genialer nicht vorstellen kann.«

Artikel vom 01.02.2006