01.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt

Viele große Seen gelten als »stark bedroht«

Von Dietmar Kemper
Radolfzell (WB). Das Tote Meer trocknet aus. Deshalb hat die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) in Radolfzell das salzhaltigste Gewässer der Welt zum »Bedrohten See 2006« ernannt.

Die Umweltschützer beklagen einen »dramatischen Rückgang des Wasserspiegels«. Die Oberfläche des Sees sei in den letzten 35 Jahren um ein Drittel geschrumpft. »Vielen Seen machen die starke Wasserentnahme aus den Zuflüssen, Verschmutzung samt Artenschwund und der Druck von außen durch Bebauung und Tourismus zu schaffen«, sagte Stefan Hörmann gestern dieser Zeitung. Bei der GNF leitet er das Projekt »Living Lakes« (lebende Seen). Mit lokalen Gruppen vor Ort betreut die Naturschutzorganisation 41 Gewässer auf fünf Kontinenten: darunter der Chapala-See in Mexiko, der Mono-Lake in Kalifornien, der Bodensee, der Plattensee in Ungarn, der Viktoria-See in Kenia und der Baikalsee in Sibirien.
Bei 80 Prozent der 41 Seen sei das natürliche Gleichgewicht »stark bedroht«, sagte Hörmann. Für den Bodensee gelte das noch nicht: Die Wasserqualität sei gut, allerdings zerstöre die zunehmende Bebauung des Ufers Schilfflächen und Vogelbrutstätten. Um das Tote Meer mit den Anrainern Israel, Jordanien und Palästina zu entlasten, dürfe dem Jordan nicht mehr so viel Wasser entnommen werden. Weltweit gibt es 5,3 Millionen natürliche Seen mit einer Größe von einem Hektar und mehr. Der Klimawandel mit ausbleibenden Regenfällen werde die Situation vielerorts verschärfen, befürchtet Stefan Hörmann: »In den nächsten 60, 70 Jahren werden die Temperaturen vermutlich um drei bis sechs Grad steigen. Das wird zu starkem Algenwachstum, Fischsterben und Problemen für die Schifffahrt führen.«

Artikel vom 01.02.2006