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Immer mehr Ältere ohne Job

In NRW Zunahme um 17,5 Prozent - Bundesweit 5,01 Millionen Arbeitslose

Bielefeld/Nürnberg (WB/dpa). Erstmals seit April vergangenen Jahres sind in Deutschland wieder mehr als fünf Millionen Arbeitslose registriert. In Nordrhein-Westfalen verloren überdurchschnittlich viele ältere Beschäftigte ihren Job.

Um 17,5 Prozent stieg landesweit die Zahl der Arbeitslosen im Alter von 55 Jahren und mehr. Das teilte gestern die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Düsseldorf mit. In NRW waren damit Ende Januar mehr als 139 000 Menschen dieser Altersgruppe arbeitslos gemeldet.
Im Arbeitsamtsbezirk Herford lag die Steigerungsrate mit 21,7 Prozent über dem Landesdurchschnitt, ebenso im Arbeitsamtsbezirk Paderborn mit 21,2 Prozent. In Bielefeld weist das Arbeitsamt für diese Altersgruppe einen Zuwachs von 3,0 Prozent aus. Bundesweit war es im Jahresvergleich eine Zunahme um 8,5 Prozent.
Allein zwischen Dezember 2005 und Januar 2006 hat sich die Zahl der älteren Arbeitslosen in NRW um 8700 erhöht. Die NRW-Agentur führt das zum Teil auf die heute in Kraft tretende Verschlechterung beim Arbeitslosengeld I für diese Altersgruppe zurück. Konnten sie bislang maximal 32 Monate lang das reguläre Arbeitslosengeld erhalten, so verringert sich die Bezugsdauer auf höchstens 18 Monate. »Viele Unternehmen, die personelle Umstrukturierungen planten, haben die Trennung von Mitarbeitern vorgezogen, um ihnen noch die längere Bezugsdauer zu sichern«, sagte gestern Regionaldirektionssprecher Werner Marquis.
In ganz Deutschland hat mehr als jeder vierte Arbeitslose das 50. Lebensjahr vollendet. 1,28 Millionen Menschen ohne Job sind in dieser Altersgruppe registriert, darunter 619 500 im Alter von 55 Jahren und mehr.
Vor dem Hintergrund zunehmender Arbeitslosigkeit älterer Menschen kritisierte Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) das Vorhaben seines Bundes-Kollegen Franz Müntefering (SPD), das Renteneintrittsalter früher als ursprünglich geplant auf 67 Jahre anzuheben. »Wenn die Menschen länger arbeiten sollen, müssen sie auch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Alles andere wäre nichts anderes als eine Rentenkürzung« sagte Laumann.
Der bundesweit überdurchschnittliche Anstieg um 408 000 auf 5,012 Millionen Arbeitslose ändert nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit nichts am positiven Trend der vergangenen Monate. Mit 75 000 liege die Zahl der Erwerbslosen erstmals seit Mitte 2004 wieder unter dem Vorjahreswert, betonte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Dezember um 1,0 Punkte auf 12,1 Prozent. NRW-weit stieg die Zahl der Arbeitslosen um 52 300 auf 1,083 Millionen, die Quote stieg von 11,7 auf 12,3 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit habe sich im Januar wesentlich ungünstiger entwickelt als jahreszeitlich üblich, sagte Weise. Dies beruhe auch darauf, dass das Winterwetter nach den milden Monaten November und Dezember erst im Januar voll auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen habe.
BA-Vize Heinrich Alt geht davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen auch im Februar über der Fünf-Millionen-Marke liegen wird. Seite 4: Leitartikel
Wirtschaft: 9000 Arbeitslose mehr

Artikel vom 01.02.2006