Die interessanteste Neuerscheinung zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer am 4. Februar (1906-1945) hat Sabine Dramm mit »V-Mann Gottes und der Abwehr?« vorgelegt. Sie untersucht Bonhoeffers Aktivitäten im Widerstand ganz sachlich und pragmatisch. Die Erfolge Bonhoeffers bei seinen berühmt gewordenen Auslandsreisen 1941/1942 nach Schweden, Norwegen und in die Schweiz unterzieht sie einer peniblen Betrachtung. Und gerade ihre zurückhaltend-skeptischen Befunde öffnen den Weg für eine neue Beschäftigung mit Bonhoeffer. Selbst hat der Theologe nie einen Hehl aus Selbstzweifeln, Angst, Widersprüchen und dem Gefühl von Einsamkeit in seinem Handeln gemacht. Sabine Dramm: V-Mann Gottes und der Abwehr? - Dietrich Bonhoeffer und der Widerstand, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 336 S. Euro 22,95
Konventioneller setzen sich die Biografen Ferdinand Schlingensiepen und Josef Ackermann in zwei fast zeitgleich vor dem 100. Geburtstag erschienenen Biografen mit Bonhoeffer auseinander. Beide Autoren beziehen sich immer wieder auf die große, aber eben durch historische Forschung der letzten 40 Jahre doch auch ergänzungsbedürftige Bonhoeffer-Biografie von Eberhard Bethge (1909- 2000; erschienen im Gütersloher Verlagshaus), dem engen Freund und Weggefährten. Neu und anders fallen vor allem die Kapitel über Bonhoeffers Liebe zu Maria von Wedemeyer (1924-1977) aus, über die Bethge zu Lebzeiten der Verlobten noch wenig schreiben konnte. Dafür aber erreichen die neuen Biografien nie auch nur annähernd Bethges Fähigkeit als in alle Richtungen einfühlsamen Erzähler eines anderen Lebens. Wer sich daneben eingehender mit der Beziehung zwischen Bonhoeffer und der 18 Jahre jüngeren von Wedemeyer beschäftigen will, wird in dem Mitte der neunziger Jahre erschienen Band »Brautbriefe Zelle 92« (Verlag C.H. Beck) die ideale Ergänzung zu Bethges Biografie finden. Josef Ackermann: Freiheit hat offene Augen - Dietrich Bonhoeffer, Biographie, Gütersloher Verlagshaus, 304 S. Euro 22,95 Ferdinand Schlingensiepen: Dietrich Bonhoeffer 1906-1945 - Eine Biographie, Verlag C.H. Beck, München, 431 S. Euro 24,90
Einen Versuch in Romanform hat Paul Barz mit »Ich bin Bonhoeffer« unternommen. Das Buch sei »wohltuend unpathetisch und fesselnd erzählt«, heißt es in der Verlagsankündigung. Barz erzählt in parallelen Strängen die Entwicklung Bonhoeffers zum vielversprechenden Theologen und von seiner zweijährigen Haftzeit in Tegel und im Gestapo-Gefängnis in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße.Paul Barz: Ich bin Bonhoeffer, Roman eines glaubwürdigen Lebens, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 319 S.
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