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Schnelle Hilfe bei Krisen
nicht zu gewährleisten

Das Mädchenhaus kann Kürzungen kaum verkraften


Bielefeld (bp). Der Haushaltsentwurf NRW sieht vor, den Zuschuss des Landes für die Beratungsstelle des Bielefelder Mädchenhauses um 16 Prozent oder 12 000 Euro zu kürzen. Obwohl der Haushalt erst im Mai verabschiedet werden soll, wurden bereits Tatsachen geschaffen - schon im Januar gab es weniger Landesmittel.
Astrid Schulze Berndt und Maria Therre vom Mädchenhaus, das zurzeit drei volle Beratungsstellen ermöglichen kann, befürchten, dass vor allem die Kriseninterventionsarbeit nicht so fortgesetzt werden kann, wie es erforderlich sei. Maria Therre: »Wir müssen umgehend einen Termin anbieten können, wenn es ÝbrenntÜ. Mädchen, die von Gewalt bedroht sind, lange Wartezeiten zuzumuten, geht einfach nicht.« Die beiden Mädchenhaus-Mitarbeiterinnen betonen, es gebe keine Alternativeinrichtung, in der Mädchen sofort, unbürokratisch und anonym beraten würden. In den Koalitionsvereinbarungen der Landesregierung sei die Notwendigkeit von Beratung und Unterstützung für Gewaltopfer festgeschrieben. Eine Kürzung der Mittel gefährde das Krisenangebot und widerspreche der Koalitionsvereinbarung.
Seit Jahresbeginn bietet das Mädchenhaus zudem in Kooperation mit der Bielefelder Staatsanwaltschaft Strafprozessbegleitung für Mädchen an. Jede Zeugin werde jetzt von der Staatsanwaltschaft angeschrieben und auf das Angebot des Mädchenhauses ausdrücklich aufmerksam gemacht. Im letzten Jahr wurden 355 Mädchen betreut, davon der überwiegende Teil über einen längeren Zeitraum. 24 Prozent von ihnen sind nichtdeutscher Abstammung.
Angst haben die Mädchenhaus-Mitarbeiterinnen nicht zuletzt vor einer Kürzung des Landeszuschusses für die Zufluchtstätte mit elf Plätzen, die bislang mit 100 000 Euro aus der Landeskasse unterstützt wurde. Zuletzt beteiligte sich das Land noch mit 29 Prozent an den Personalkosten des Mädchenhauses - in den 1990er Jahren waren es noch 33 Prozent; den Rest finanziert die Stadt.
Einen konkreten Ausweg sieht Maria Therre nicht: »Wir müssen versuchen, mehr Spenden einzuwerben, sonst kommt es zu einer Stellenreduzierung.« Es gibt einen Förderverein (Telefon: 05 21 / 17 88 13).

Artikel vom 01.02.2006