Von Matthias Meyer zur Heyde Bielefeld (WB). Der Kandidat kämpft um sein Examen, und 1000 Leute schauen ihm zu: Marc Tönsing, Student der Mediengestaltung, eröffnet mit seiner Bachelor-Arbeit das Jubiläumsfestival »Uni-Video-Magazin« im Ringlokschuppen.
Während die Filmfreunde aus der Region am Freitag, 3. Februar, ab 19.30 Uhr zur riesigen Leinwand drängen, stellt sich in einem Nebenraum der 25-jährige Bielefelder den Fragen seiner Prüfer. Nur keine Bange: »Marc Tönsing ist genial«, versichert Fabio Magnifico, Dozent der Technischen Fakultät und Veranstalter des Seminars »Vorsicht Dreharbeiten!«. »Specular 3D«, ein Mix aus dem englischen Wort für »Brille« (spectacles) und dem Attribut »spektakulär«, heißt Tönsings Vierminüter, eine 3-D-Geschichte, die munter zwischen Reklame-Spot, Wohnzimmervideo und »Krieg der Sterne« changiert. Die Prüfer sitzen in der ersten Reihe, wenn auf der Leinwand Tönsing den eigenen Vater verschwinden lässt. Erst mit 3-D-Brille (gibt's im Ringlokschuppen), entfaltet Tönsings Bachelor-Arbeit ihren ganzen Charme. Die übrigen »kultigen Kurzfilme«, 21 an der Zahl und maximal fünf Minuten lang, sind »normal« gefilmt - aber was heißt schon »normal« bei diesem Filmfestival, dem jetzt zum 20. Mal die phantasievollsten Köpfe des Genres ihren Stempel aufdrücken. Bielefelds bekanntester Moderator Andreas Liebold, vor Jahren mit »Gehirnjogging« selbst als Filmschaffender erfolgreich, und Nirma Schomeier vom Campus-Radio wollen »ohne viele Worte« durch den Abend führen. Die an der Uni produzierten Filme kreisen um das Thema »Musik« - in einem Beitrag tritt Ray Dorset alias »Mungo Jerry« auf. Weiterer Knüller des 20. »Uni-Video-Magazins«: In harter Arbeit, in deren Verlauf sie alles über das Musikbusiness lernten (»dafür kriegen wir jetzt aber auch einen Schein!«), haben die Studenten Sebastian Brinkmeier, Philipp Buron und Kadir Yilmaz Bielefelds beste Band gesucht. Voilà: Während eine Jury den besten Film kürt und die Stimmzettel des Publikums, das die »Ottavia« verleiht, ausgewertet werden, treten die Rockmusiker von »Channel 8« auf. Vier Jungs, die vielleicht gerade jetzt, während Sie diese Zeilen lesen, ihren ersten Plattenvertrag unterzeichnen. Dass das »Uni-Video-Magazin« überhaupt stattfinden kann, ist wieder einmal dem »Ästhetischen Zentrum« der Universität zu verdanken. Nix wie hin! Denn live am Start in eine Akademikerkarriere, 21 Welturaufführungen auf Zelluloid, dazu Rock'n'Roll made in Bielefeld - soviel auf einen Schlag wird selten geboten.
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