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Demonstration in Bethel

Die Gewerkschaft ver.di protestiert gegen das Lohndumping

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Die Beschäftigten der von Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld-Bethel wollen am Donnerstag, 9. Februar, gegen Lohndumping beim kirchlichen Arbeitgeber demonstrieren. Die Dienstleistungs-Gewerkschaft ver.di hat für 17 Uhr zur Großkundgebung auf den Bethelplatz vor dem Assapheum aufgerufen.

»Warum soll eine Krankenschwester in den Städtischen Kliniken mehr verdienen als ihre Kollegin im Evangelischen Krankenhaus?« bringt Regine Böddicker eine der Forderungen auf den Punkt. Die stellvertretende Vorsitzende der Gesamt-Mitarbeitervertretung Bethels rechnet mit mehr als 1000 Teilnehmern anlässlich der geplanten Veranstaltung, auch wenn man »in seiner Freizeit hingehen muss«.
Denn der Unmut ist groß, in der Küche wie auf den Kranken- und Pflegestationen. Das gilt insbesondere nach der Fusion der Krankenhäuser Mara und Gilead (Bethel) mit dem Johanneskrankenhaus (Johanneswerk) zum Evangelischen Krankenhaus mit zum Teil sehr unterschiedlichen Tarifen.
Die Demonstration in Bielefeld mit Marsch durch die Stadt findet im Rahmen einer bundesweiten ver.di-Aktion für die Bereiche Gesundheit, Soziale Dienste, Kirche, Diakonie, Caritas und Wohlfahrtsverbände statt. Nach dem Protest auf dem »Roten Platz« in Bethel ist gegen 18.30 Uhr eine weitere Kundgebung vor dem Landeskirchenamt am Altstädter Kirchplatz geplant.
Die von Bodelschwinghschen Anstalten stellen bundesweit 10000 Arbeitsplätze, davon arbeiten allein 8000 Beschäftigte in Bielefeld. Dass nicht alle auf die Straße gehen, davon geht auch Böddicker aus: »Patienten und Bewohner müssen schließlich betreut werden.«
Die Gewerkschaft ärgert, dass ausgerechnet die kirchliche Einrichtung - mit hohem sozialem Anspruch - den Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst vom 1. April 2005 nicht übernehmen will, sondern nur niedrigere »Diakonie«-Entgelte zahlen will. »Die Arbeitgeber wollen eine Absenkung zu Ungunsten der Beschäftigten vornehmen«, so ver.di-Sprecher Horst Franke gestern zum WESTFALEN-BLATT. Heftig gestritten wird zwischen den Tarifpartnern zurzeit darüber, ob der Bundesangestellten-Tarifvertrag kirchlicher Fassung (BATKF) oder die AVR (Arbeitsvertragsrichtlinien) zur Anwendung kommen sollen. »Wir haben die Einmalzahlungen vom vergangenen Jahr schon nicht bekommen«, sieht Böddicker jedenfalls keinen Grund für einen weiteren Verzicht.

Artikel vom 31.01.2006