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Menschen in
unserer Stadt
Elisabeth Truschel
Gesellschafterin

Immer mehr Menschen leben allein, ohne Familie, ohne Lebensgefährten - manche freiwillig, viele jedoch unfreiwillig nach Trennung oder Tod des Partners. Das Alleinsein, weiß Elisabeth Truschel, kann schnell zu einem Strudel der Einsamkeit werden: Die Sozialkontakte brechen weg, das Selbstwertgefühl schwindet, der Mensch zieht sich immer weiter zurück.
An dieser Stelle möchte Elisabeth Truschel ansetzen. Seit November vergangenen Jahres hat sie sich als »Gesellschafterin« selbständig gemacht, bietet Alleinlebenden Begleitung und Unterstützung an. »Die Möglichkeiten sind da sehr vielfältig,« erläutert die gebürtig aus Hannover stammende Frau. Ob Vorlesen oder nur Zuhören, Begleitung bei Spaziergängen oder einem Arztbesuch, ob Kochen oder Einkaufen - Elisabeth Truschel leistet Gesellschaft. »Ich habe zwar schon eine bestimmte Programmpalette, stelle mich aber natürlich auf die individuellen Wünsche des Kunden ein.«
Seit 1979 lebt sie in Bielefeld, hat nach dem Studium lange Jahre als Sekretärin gearbeitet, und als sie in wirtschaftlichen schweren Zeiten die Arbeitslosigkeit traf, dachte Elisabeth Truschel nicht ans Aufgeben. Da sie schon immer viel mit Menschen zu tun hatte und ihr der Umgang stets Spaß machte, kam die Idee, mit einer Ich AG einen neuen Anfang als Gesellschafterin zu suchen. »Ich habe mir gesagt: Du musst das probieren. Der Bedarf ist doch da.«
Mit ihrem Service möchte Elisabeth Truschel ihren Kunden helfen, das Selbstwertgefühlt wieder zu stärken, verloren gegangene soziale Netze neu zu knüpfen. »Heraus aus der Isolation, hinein ins Leben,« nennt sie das. »Gerade älteren Menschen muss man Mut zusprechen, damit sie sich wieder etwas zutrauen.«
Der neue berufliche Weg erfordert viel Engagement von der Bielefelderin. »Ich werde einen langen Atem brauchen.« Darunter leiden derzeit auch ihre Hobbies. »Vor einem Jahr habe ich damit begonnen, Gesangsunterricht zu nehmen. Damit musste ich jetzt erst einmal aussetzen.« Das Lesen lässt sie sich jedoch nicht nehmen, schließlich kann sich Elisabeth Truschel gut mit neuem »Stoff« versorgen. Einmal pro Woche hilft sie in einem Antiquariat aus. »Da finde ich immer etwas.« Heinz Stelte

Artikel vom 03.02.2006