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Berlinalefilme sind gut,
politisch und realistisch

»Ehren-Bären« für Ian McKellen und Andrzej Waida

Von Elke Vogel
Berlin (dpa). Als »starkes Jahr« hat Berlinale-Chef Dieter Kosslick gestern die 56. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele Berlin (9. bis 19. Februar) angekündigt. »Die Filme sind dieses Mal durchgehend sehr politisch und realitätsnah«, erklärte der Festivalchef, der die Berlinale zum fünften Mal leitet.

Insgesamt 360 Filme aus 56 Ländern sind in den verschiedenen Sektionen zu sehen. Im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen Bären ist Deutschland mit gleich vier Filmen stärkstes Land. Die Berlinale-Ehrenbären gehen an den britischen Schauspieler Ian McKellen (66) und den polnischen Regisseur Andrzej Wajda (79).
Auf dem roten Teppich vor dem Berlinale-Palast werden erneut zahlreiche Hollywoodschauspieler, europäische Schauspielstars und Regie-Größen erwartet. Ihr Kommen zugesagt haben unter anderem Meryl Streep, George Clooney, Claude Chabrol, Terrence Malick, Heath Ledger, Isabella Rossellini, Nick Cave, Roberto Benigni, Isabelle Huppert, Alan Rickman, Sigourney Weaver, Natalie Portman und Philip Seymour Hoffman. 19 Weltpremieren sind im Wettbewerb zu sehen.
Vom Leben jenseits von Glanz und Glamour handeln viele Filme. Clooney spielt die Hauptrolle in »Syriana« von US-Regisseur Stephen Gaghan: ein Film über Korruption und Intrigen im Ölgeschäft. Michael Winterbottom erzählt im Dokudrama »The Road to Guantánamo« von drei britischen Muslimen, die im US-Gefangenenlager Guantánamo Bay ohne Anklage festgehalten werden.
Die deutschen Bären-Hoffnungen ruhen auf Oskar Roehlers Romanverfilmung »Elementarteilchen«, Hans-Christian Schmids »Requiem« über eine Teufelsaustreibung, Matthias Glasners »Der freie Wille« mit Jürgen Vogel und Valeska Grisebachs Liebesgeschichte »Sehnsucht«. In allen Sektionen des Festivals gebe es dieses Jahr unglaublich viele deutsche Filme, sagte der Leiter der Reihe Perspektive Deutsches Kino, Alfred Holighaus - »künstlerisch der beste Jahrgang«. Unter den 55 deutschen Berlinale-Beiträgen sind auch die neuen Werke von Detlev Buck, Dominik Graf, Andres Veiel und Romuald Karmakar.
Der italienische Oscar-Preisträger Roberto Benigni stellt in der Reihe Berlinale Special »La tigre e la neve« vor. Zur Weltpremiere von »La fiesta del chivo« nach dem Bestseller von Mario Vargas Llosa kommt nicht nur der Autor selbst, sondern auch die Hauptdarstellerin Isabella Rossellini. McKellen (»Gods and Monsters«, »Herr der Ringe«) wird seinen Ehrenbären am 11. Februar entgegen nehmen, Wajda (»Der Mann aus Marmor«, »Pan Tadeusz«) am 15. Februar.
Als Abschlussfilm gibt es eine digitalisierte Fassung des Westernklassikers »Pat Garrett & Billy The Kid« von Sam Peckinpah. Mit erwarteten 150 000 Zuschauern sei die Berlinale das weltweit größte Publikumsfestival, betonte Kosslick. Und überhaupt: »Der Trend geht sowieso zum guten Film.«

Artikel vom 31.01.2006