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Zur Sache

Wieder hat ein deutsches Gericht dem Sport die »Rote Karte« gezeigt: Nein, liebe Funktionäre, so funktioniert das nicht im Umgang mit Menschen. Das NOK muss also Ingo Steuer doch mitnehmen nach Turin. Auch wenn die Birthler-Behörde behauptet, er sei inofffizieller Mitarbeiter der Stas gewesen.
Schließlich ist der Ex-Weltmeister kein Unbekannter für die Sportoberen aus Deutschland. Seit der Wende hat der Chemnitzer für die Bundesrepublik mehrfach Medaillen bei nationalen und internationalen Wettbewerben gewonnen - erst als Athlet an der Seite von Mandy Wötzel, jetzt als Trainer. Und nie ist bei Überprüfungen etwas Anrüchiges in den Akten der einstigen Mielke-Behörde gefunden worden. Auch mögliche Denunzierte haben sich noch nicht zu Wort gemeldet.
Sicher hat Steuer der Stasi Auskünfte über seine dienstlichen Aufenthalte im Westen gemacht. Das war so üblich nach Reisen ins »Feindesland«. Das macht es zwar nicht besser, aber wollte ein Ostsportler international brillieren, hatte er eigentlich fast keine andere Chance. Die Sache wäre erst dann anders zu gewichten, wenn er Menschen geschadet hat. Aber bis dahin darf man natürlich auch Ingo Steuer nicht schaden.Oliver Kreth

Artikel vom 31.01.2006