31.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auf dem Weg zur WM

Treff in Düsseldorf: Nationalspieler als Schauspieler

Düsseldorf (dpa). Um kurz vor halb Elf trafen auch die Schalker Nationalspieler leicht verspätet im Düsseldorfer »Hilton« ein - und direkt danach machte Jürgen Klinsmann die Schotten dicht. Hinter verschlossenen Hotel-Türen stimmt der Bundestrainer seit gestern 26 seiner 28 aussichtsreichsten Kandidaten auf die Weltmeisterschaft ein.

In den knapp 30 Stunden zwischen Ankunft und Heimreise sind Deutschlands Elitekicker bei ihrem ersten Treffen im WM-Jahr aber kaum als Fußballer gefragt, sondern insbesondere als Schauspieler und Foto-Models.
»Der Weg zur WM!« Unter dieses Motto hat Klinsmann seine »kleine Zusammenkunft« gestellt, bei der nur die beiden England-Legionäre Jens Lehmann und Robert Huth fehlen. Der Dortmunder Christoph Metzelder durfte wegen seiner Nasenverletzung verspätet anreisen, die Bayern-Profis fahren hingegen heute wegen eines Benefizspiels am frühen Nachmittag in Aschaffenburg vorzeitig ab. »In erster Linie stehen an den zwei Tagen Werbetermine auf dem Programm. Wir wollen das jetzt abarbeiten, um uns dann bei den Länderspielen und im Trainingslager vor der WM auf den Sport konzentrieren zu können«, sagte Klinsmanns Assistent Joachim Löw vor dem Lehrgangsstart.
Zwischen Werbung und Foto-Shooting sollte auch noch Zeit für »kleinere Trainingseinheiten« (Löw) im extra eingerichteten Fitnessraum sowie Einzelgespräche gefunden werden. Bedarf zu einer Aussprache besteht insbesondere zwischen Klinsmann und Christian Wörns, der den Bundestrainer zuletzt mehrfach öffentlich wegen seiner Ausbootung bei den letzten Länderspielen kritisiert hatte. »Kein Kommentar«, lautete bisher Klinsmanns Antwort auf die Verbal-Attacken des Dortmunders.
Die Spieler waren gespannt, was sie beim Lehrgang erwartete, tappten aber größtenteils im Dunkeln. »Keine Ahnung«, meinte der Schalker Kevin Kuranyi. »Viel Organisatorisches und viele Gespräche«, vermutete der Gladbacher Marcell Jansen, »aber bestimmt keine Spaßveranstaltung«. Sebastian Deisler begrüßte es, die Sponsoren frühzeitig zufrieden zu stellen: »Dann sind diese Dinge weg, und wir können uns auf den Fußball konzentrieren.« Der trotz Verletzung angereiste Bremer Miroslav Klose äußerte sich ähnlich: »Es geht nicht um die Lust, man muss das machen.« Pure Freude versprühte Philipp Lahm. »Wenn man wie ich wegen einer Verletzung ein Jahr nicht dabei war, freut man sich, wieder hier zu sein. Ich nehme alles gerne mit«, sagte der Münchner.
TV-Spots, Autogramme, Kraftübungen, Mannschaftssitzung und ein gemeinsames Essen in einem Düsseldorfer Restaurant - der Zeitplan gestern war eng gesteckt. Dabei legte Klinsmann die Regie zunächst in die Hände des Filmemachers Sönke Wortmann, der mit den Spielern einen TV-Spot für den Sponsor (Bitburger) abdrehte. Der Regisseur, der den WM-Triumph von 1954 im »Wunder von Bern« verfilmte, hatte mit dem DFB-Team bereits 2005 einen Anti-Randale-Film produziert. »Alle ziehen prima mit, die Spieler sind solche Aufnahmen doch gewohnt«, lobte Wortmann.

Artikel vom 31.01.2006