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Parken und dafür per Handy zahlen

Pilotprojekte laufen - Auch Bielefeld zeigt Interesse an neuem System

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Münzgeld ist selten im Portemonnaie, wenn man es dringend braucht. Oder die Geldstücke fallen im Automaten durch, wenn der Autofahrer einen Parkschein ziehen will. In einigen deutschen Städten kann man die Parkgebühren deshalb »bargeldlos« per Handy zahlen.

Seit Anfang 2005 laufen Pilotprojekte in mehreren deutschen Städten, in wenigen Wochen sollen erste Erfahrungsberichte vorliegen. Auch die Stadt Bielefeld ist daran interessiert. Christiane Krumbholz (städtische Straßenverkehrsbehöre): »Es ist ein Service, in den die Kommune allerdings erst einmal investieren müsste.«
Und genau daran hapert es: Schließlich gilt in Bielefeld ein Haushaltssicherungskonzept (HSK) - Extraausgaben sind nicht drin. Weil auf Dauer aber auch die Kommunen von den neuen »Parksitten« in Cent und Euro profitieren - so zumindest die Prognose der Systemanbieter - sei man »interessiert«. Christiane Krumbholz: »Wir wollen da nicht außen vor bleiben.«
Christiane Krumbholz hat im vergangenen Jahr eine interne Marktanalyse zum Thema »Parkgebühren per Handy zahlen« erarbeitet, sich über die unterschiedlichen Systeme und ihre Anbieter informiert.
So startete zum Beispiel die Mobile-City GmbH aus Saarbrücken vor einem Jahr die Initiative »Schlauer Parken«, der sich inzwischen auch Wiesbaden angeschlossen hat. Nach Angaben des Betreibers sind inzwischen 25 000 Autofahrer eingetragen, jeden Monat kämen rund 500 neue Anwender dazu. Zusammen stehen sie allerdings nur für zwei Prozent aller Parkvorgänge in den beiden Städten.
Basis des Dienstes sind eine Internetplattform und ein Callcenter, wo sich Autofahrer kostenlos registrieren lassen müssen, um »Handy-Parker« werden zu können.
Wer registriert ist, kann sich den Weg zum nächsten Parkautomaten und das Kramen nach Münzgeld ersparen. So funktioniert es: Ein Anruf bei einer speziellen Telefonnummer, die jeder Parkzone zugeteilt und auf Schildern ausgewiesen ist, genügt. Noch bevor der Rechner in der Zentrale das Gespräch annimmt, hat er den Anrufer anhand der Rufnummer registriert, zur Bestätigung eine SMS verschickt und die virtuelle Parkuhr gestartet Wer seinen Parkplatz wieder verlässt, meldet sich mit einem erneuten Anruf wieder ab, bekommt eine zweite SMS und fährt davon. Die Parkgebühr wird entweder jeweils am Monatsende in Rechnung gestellt oder vom Konto abgebucht. Weil minutengenau abgerechnet wird, kann das Autoabstellen sogar billiger werden. Wer beim Einkaufen bummeln möchte, länger als gedacht beim Arzt oder beim Friseur auf den Termin warten muss oder bei Behördengängen länger aufgehalten wird als gedacht, der muss zwischendurch nicht das Auto umstellen oder die Parkuhr »nachfüttern«. Vor Überwachung ist der Autofahrer jedoch nicht gefeit. Kontrolliert wird weiter - die Politessen bekommen einen speziellen Kleincomputer, der über eine Mobilfunkverbindung Kontakt zum Zentralrechner hält und Parksünder entlarvt. Autofahrer, die nicht im Besitz eines Mobiltelefons sind, werden allerdings bei Einführung des Systems nicht mehr auf städtisch bewirtschafteten Stellplätzen parken können.
Ein zweites System, das seit einem Jahr in Bremen, Düsseldorf und Köln erprobt wird, ist nicht ganz so bequem. Dort lässt man sich wie gehabt registrieren, greift aber am Automaten zu Telefon, wählt eine Zentrale an, die nach der am Automaten angegebenen Identitäts-Nummer fragt und dann das Bedienfeld aktiviert. Die Parkzeit wird gewählt, ein Parkschein ausgedruckt.
Christiane Krumbholz kennt noch ein drittes System: die elektronische Taschenparkuhr. An eine Umsetzbarkeit glaubt sie allerdings nicht so recht: »Da müsste jeder Autofahrer ja erst einmal rund 70 Euro in das Gerät investieren. . .«

Artikel vom 31.01.2006