Von Carsten Rave Hamburg (dpa). Dem Eintritt ins Pensionsalter widmet Karl Dall seinen Memoiren. Derzeit tüftelt der Berufskomiker, der morgen 65 Jahre alt wird, an seinem literarischen Vermächtnis mit dem Arbeitstitel »Auge zu und durch«.
Dall, der mit seiner Frau Barbara im Hamburger Stadtteil Harvestehude wohnt, unterstreicht aber, dass er nicht das krampfhafte Festhalten an der Bildschirmpräsenz anderer TV-Größen teilen wolle. Er will keine eigene TV-Show mehr, weil er in kein Format mehr hineinpasse, »es sei denn, die senden eines Tages live aus meiner Seniorenresidenz«. Für dumme Sprüche in irgendeiner Talkshow sei er aber immer noch gut. Anfragen rund um seinen Geburtstag (»Kerner und Co«) habe er abgelehnt, ihn zieht es mit seiner Frau ein paar Tage an die Nordsee. Ansonsten durchkämmt er gerade seine Unterlagen für die Rente. »Kohle hab' ich eigentlich genug, die kann ich in meinem Leben nicht mehr versaufen.« Nach einer TV-Karriere sah es bei Dall mit Geburtsort Emden lange nicht aus. Er verließ die Mittelschule nach der 10. Klasse und begann als Schriftsetzer. 1967 gründete er mit Ingo Insterburg und Peter Ehlebracht die humoristisch-anarchistische Gruppe »Insterburg & Co«. »Diese Scheibe ist ein Hit« oder »Heute schütte ich mich zu« machten Dall auch als Einzelkünstler populär. Zum Fernsehen knüpfte der Entertainer in den siebziger Jahren Kontakte. Bei Radio Bremen hob Dall den »Musikladen« mit aus der Taufe. Später assistierte er bei Rudi Carrells Show »Am laufenden Band« oder bei »Verstehen Sie Spaß?«. Doch seine Karriere brachte der Blödelbarde 1985 erst bei RTL auf Touren. In der Show »Dall-As« teilte Karl Dall ungehemmt aus. TV-Geschichte schrieb 1992 sein Spontan-Wechsel zu Sat1 - die bis zu diesem Zeitpunkt prominenteste Personalie unter den konkurrierenden Sendern. »Bei RTL habe ich mir die Sporen verdient, bei Sat1 die Mäuse«, resümierte der Komiker einmal. 1995 kehrte Dall zu RTL zurück, moderierte noch »Karls Kneipe«, die »Karl Dall Show« und wirkte in Carrells Freitagabendshow »7 Tage - 7 Köpfe« mit.
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