03.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kinderschuhe oft zu klein

Ruckedigu -
Blut ist
im Schuh!


Von Larissa Kölling
Füße können - und müssen - viel ertragen. Erst lernen sie geduldig stehen und gehen, dann tragen sie ihren Besitzer viele Millionen Schritte sicher durchs Leben. Sie finden selbst auf kleinstem Raum genügend Halt und schaffen ganz selbstverständlich große Sprünge, bei denen sie mühelos mehr als das Zehnfache des Körpergewichtes abfedern - wenn sie gesund sind. Der Grundstock für fitte Füße wird bereits in der Kindheit gelegt. Doch gerade dann sind die »Quanten« auch empfindlich.
Kinderfüße sind wesentlich weicher und beweglicher als die ausgewachsenen Gliedmaßen. Es dauert etwa 16 Jahre, bis die wichtigsten Strukturen wie Knochen, Bänder und Muskeln ihre Entwicklungen abgeschlossen haben und der Fuß seine endgültige Form und Festigkeit erreicht hat. Die Kinder haben noch keine spezielle Empfindlichkeit in diesem Bereich entwickelt, daher macht es ihnen auch nichts aus, einen fünf Größen zu kleinen oder den Schuh als »Ziegenfuß« zu tragen.
Internationale Studien haben gezeigt, dass mindestens 50 Prozent der Kinder unpassende Schuhe tragen, 30 Prozent sind zu klein, und 20 Prozent sind zu groß. Plattfüße, Knickfüße, sonstige Fehlstellungen, Nagelprobleme und zunehmend Pilzinfektionen - bei zahlreichen Kinderfüßen diagnostizieren Experten medizinische Auffälligkeiten und unpassendes Schuhwerk.
Verlassen sich die Eltern mit gutem Gewissen auf die Schuhläden, sind sie vielfach aufgeschmissen. Denn eigentlich sollten die Größen normiert sein, die Realität sieht aber oft ganz anders aus. Forschungsprojekte haben gezeigt, dass lediglich drei Prozent der Kinderschuhe der angegebenen Innenlänge entsprechen. Auch legen die völlig veralteten Messgeräte im Fachhandel immer nur die aktuelle Fußlänge und meist nicht die Innenschuhlänge fest. Bei Hausschuhen war das Ergebnis noch erschreckender.
Kinderfußgesundheit rückt plötzlich in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Und dabei kann nicht den Eltern der Vorwurf gemacht werden, sie hätten nicht genügend auf ihren Nachwuchs geachtet. Experimentieren doch viele Erziehungsberechtigte mit Pappschablonen und dem tastenden Druck auf den neuen, vermeintlich passenden Schuh leider vergeblich.
Denn nicht nur die optimale Förderung der lieben Kleinen, sondern auch der eigene Geldbeutel liegt vielen heute am Herzen. Der schöne, weiche Kinderschuh ist nämlich meist fast so teuer wie sein ausgewachsenes Pendant, und daher würden viele Eltern es begrüßen, wenn der kleine Racker die süßen Schühchen wenigstens drei Monate trägt - vorausgesetzt, sie haben die richtige Passform.
In diesem unserem Lande gibt es sogar Verordnungen für die Haarschnitte der Polizisten, die bei der Fußball-WM für Recht und Ordnung sorgen. Eine Richtlinie für die Fußgesundheit des deutschen Nachwuchses wäre daher nicht nur wünschenswert, sondern dringend notwendig.

Artikel vom 03.02.2006