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Tausende nehmen Abschied von Rau

Der Altbundespräsident wird in Berlin beigesetzt

Berlin/Wuppertal/Bonn (dpa). Als Zeichen der Trauer um Altbundespräsident Johannes Rau haben sich am Wochenende tausende Menschen aus ganz Deutschland in Kondolenzbücher eingetragen.

Den Anfang hatten am Samstag im Berliner Schloss Bellevue Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemacht. Auch SPD-Chef Matthias Platzeck und Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) nahmen im Schloss Abschied von dem langjährigen SPD-Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens. In Raus Heimatstadt Wuppertal und in der Villa Hammerschmidt in Bonn standen tausende Menschen an, um sich in die Kondolenzbücher einzutragen. Rau war am Freitag im Alter von 75 Jahren in Berlin gestorben.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wird Rau in Berlin bestattet. Ein genauer Termin stand noch nicht fest. Für den 7. Februar hat Bundespräsident Köhler einen Staatsakt angeordnet. An diesem Tag soll bundesweit Trauerbeflaggung gelten.
Allein ins Schloss Bellevue waren am Samstag nach Angaben des Bundespräsidialamtes etwa 1200 Trauernde gekommen. Darunter waren auch Besucher der Stadt aus ganz Deutschland. In Wuppertal drängten tausende Bürger zu den im Rathaus und im Verwaltungsgebäude ausgelegten Kondolenzbüchern. In der Villa Hammerschmidt in Bonn, dem zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten, standen am Wochenende etwa 2000 Menschen für einen Eintrag ins Kondolenzbuch an. Mehr als 500 Besucher kamen in den Düsseldorfer Landtag, um ihre Erinnerungen an den ehemaligen Landesvater niederzuschreiben.
Noch bis heute liegen im Schloss Bellevue und der Villa Hammerschmidt die Kondolenzbücher aus. Sie sind jeweils von 10 bis 18 Uhr zugänglich.
Der frühere Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe (SPD), würdigte Rau als außergewöhnliche Persönlichkeit. »Dem großen Menschenfreund, vorbildlichen Politiker und treuen Freund Brandenburgs in großer Dankbarkeit«, schrieb Stolpe in das in der Staatskanzlei Potsdam ausliegende Kondolenzbuch.
Die britische Königin Elizabeth II. kondolierte in einer von ihrer Botschaft in Berlin verbreiteten Erklärung: »Ich war traurig, als ich vom Tod von Johannes Rau hörte, der so hervorragend als Bundespräsident von 1999 bis 2004 diente.« Die Queen hatte Rau mehrfach getroffen - zunächst als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, dann als Bundespräsident. »Ich war besonders beeindruckt von seinem Wunsch, Deutschlands Nachbarn die Hand zu reichen, und von seiner Fähigkeit, Deutschland Freunde für die Zukunft zu sichern.«
Italiens Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi reagierte »tief bewegt« auf die Nachricht von Raus Tod. »Die Freundschaft, die uns verband, beruhte auf tiefen Gemeinsamkeiten hinsichtlich der europäischen Ideale - Menschlichkeit, Solidarität und Dialog zwischen den Völkern, die verschiedenen Kulturen und Religionen angehören«, schrieb Ciampi in einem Brief an Raus Ehefrau Christina.
Auf der Internet-Seite der Stadt Wuppertal (www.wuppertal.de) und der Seite der NRW-SPD (www.nrwspd.de) haben sich tausende Menschen aus dem In- und Ausland eingetragen, um so Abschied von Johannes Rau nehmen zu können.

Artikel vom 30.01.2006