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Anni in Rekordlaune

Friesinger-Comeback mit zwei Freiluft-Weltbestmarken

Klobenstein (dpa). Anni Friesinger hat in die Erfolgsspur zurückgefunden: Mit einem souveränen Doppelpack und zwei Freiluft-Weltrekorden über 1000 Meter feierte die Inzellerin ein grandioses Comeback nach ihrer Verletzungspause.

Beim letzten Eisschnelllauf- Weltcup vor den Olympischen Winterspielen deklassierte die 29-jährige Olympiasiegerin auf der 1200 Meter hoch gelegenen Freiluftbahn in Südtirol die Konkurrentinnen fast nach Belieben.
Nachdem sie am Samstag in 1:16,36 Minuten die sechs Jahre alte Freiluft-Bestmarke von Chris Witty (USA) um 0,6 Sekunden verbessert hatte, fügte die zwölfmalige Weltmeisterin gestern in fantastischen 1:15,47 Minuten ihren fünften Strecken-Sieg in ihrem fünften Saisonrennen hinzu. Zwischenzeitlich hatte ihr die einheimische Chiara Simionato die Bestmarke in 1:15,62 Minuten entrissen, doch Friesingers Konter saß perfekt.
Mit nunmehr 500 Punkten baute sie ihre tags zuvor erkämpfte Gesamt-Führung im Weltcup aus. »Es ist fantastisch. Diese Freiluft-Weltrekorde sind ein gutes Zeichen. Jetzt fahre ich voller Zuversicht nach Turin«, sagte Anni Friesinger, die bei Olympia als Medaillen-Kandidatin gleich auf fünf Strecken gilt.
27 Tage nach ihrem Unfall mit einer tiefen Fleischwunde im Unterschenkel, die sie sich mit ihrem Schlittschuh zugezogen hatte und die sie zur Absage von Mehrkampf-EM und Sprint-WM zwang, bestätigte Deutschlands Gold-Hoffnung für Turin ihre Weltklasse mit den Weltcupsiegen 35 und 36 ihrer Karriere. »Ich bin absolut happy, dass ich die Verletzung so gut verkraftet habe. Natürlich zwickt die Narbe noch, aber das kann ich gut wegdrücken. Alle Zweifel an der Form sind jetzt besiegt«, meinte sie erleichtert.
»Das war einfach grandios. Zwar sah es noch etwas staksig aus, weil sie Angst vor einer erneuten Verletzung hatte. Aber mit dieser Zeit konnte nach der langen Pause keiner rechnen«, meinte Trainer Markus Eicher nach dem elften Weltcupsieg seines Schützlings in dieser Saison. In Abwesenheit einiger Favoritinnen kam am ersten Tag überraschend die Japanerin Aki Tonoike (1:18,11) mit riesigem Rückstand auf Platz zwei, während Simionato - im Duell mit Friesinger aussichtslos zurückliegend - in der Zielkurve stürzte. Gestern bewies dann die Weltcup-Verteidigerin aus Italien, die zuvor über 500 m in 38,51 und 38,63 Sekunden ihre ersten internationalen Erfolge auf der Kurzstrecke gelandet hatte, ihre Klasse und erwies sich als einzige ebenbürtige Gegnerin für Friesinger.
In hervorragender Olympia-Form präsentierte sich auch Jenny Wolf, die nach zwei zweiten Plätzen (38,70/38,91) vorzeitig erstmals den Weltcup über 500 m gewann. Zwei Rennen vor Abschluss der Serie liegt die 26-jährige Germanistik-Studentin mit 722 Punkten uneinholbar vor 500-m-Weltmeisterin Manli Wang (China/480) in Führung, die in Klobenstein nicht am Start war. »Angesichts der nicht vollständig antretenden Konkurrenz wollte ich ganz vorn rein laufen und meine Chance auf den Cup sichern. Die Zeiten war auch super - ich bin zufrieden«, meinte die Berlinerin ganz glücklich.

Artikel vom 30.01.2006