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»Klinsi« lässt sich nicht
aus der Reserve locken

Bundestrainer Stargast - DSC-Fans wollen nach Berlin

Von Jürgen Rahe (Text und Fotos)
Bielefeld (WB). »Herzlich willkommen in der SchücoArena. Der DSC freut sich, Sie hier als Fußball-Bundestrainer begrüßen zu können.« Mit diesen Worten reicht DSC-Präsident Hans-Hermann Schwick Jürgen Klinsmann die Hand, als er gestern 15 Minuten vor Spielbeginn im VIP-Bereich der SchücoArena auftaucht und sofort von zahlreichen Fans umringt wird.

Klinsmann zeigt sich wie man ihn kennt: nett, freundlich und zuvorkommend. Aber: in die Karten schauen lässt er sich nicht. Auf Fragen, wie denn heute die Begegnung zwischen Arminia Bielefeld und Werder Bremen wohl ausgehen könne, oder ob er auch einen DSC-Profi für seinen WM-Kader unter die Lupe nehmen wolle, hält sich »Klinsi« bedeckt. »Schaun mer mal«, sagt er schmunzelnd in die Runde. Die SchücoArena hat Klinsmann noch als »Alm«-Stadion in Erinnerung. »1996 bin ich zuletzt hier gewesen. Damals war ich noch aktiv am Ball - für die Münchner Bayern.«
Der gestrige Auftritt von Bundestrainer Klinsmann und seines Assistenten Joachim Löw lässt indes die anderen Ereignisse ein wenig in den Hintergrund rücken. Nun gut, die unglückliche 0:1-Heimniederlage gegen den SV Werder Bremen tut schon weh, aber vor dem Erscheinen von Klinsmann und Löw ist bei den DSC-Anhängern ohnehin eindeutig die DFB-Pokalauslosung Gesprächsthema Nummer eins. »Die Auslosung am Samstagabend im ZDF-Sportstudio habe ich selbstverständlich verfolgt«, sagt CDU-Ratsherr Rainer Lux (54). »Aus Arminensicht dürfte Eintracht Frankfurt das zweitbeste Los sein. Klar ist auf jeden Fall, dass Oberbürgermeister Eberhard David und ich zum Halbfinale in die Main-Metropole fahren werden, um den DSC vor Ort anzufeuern.«
Eintracht Frankfurt habe derzeit zwar einen guten Lauf, meint SPD-Bezirksvorsteher Hans-Jürgen Franz, »aber wenn sich unsere ÝBlauenÜ richtig reinhängen, traue ich ihnen ohne weiteres einen Sieg und damit die Finalteilnahme in Berlin zu.«
»Und wir fahren nach Berlin«, skandieren die DSC-Fans ohnehin schon vor dem gestrigen Spielbeginn. Zuversichtlich in dieser Hinsicht sind ebenfalls Unternehmer Gerry Weber, Modekaufmann Oskar »Ossi« Hesse, Bielefelds Fußball-WM-Tourist Nummer eins, Werner Weih, DSC-Ordnerin Marion Beck und - natürlich - DSC-Finanzchef Roland Kentsch. Kentsch: »Ich bin ganz gelassen. In Frankfurt haben wir eine echte Chance.« Eher skeptisch sieht Lukas Kneib (16) die Dinge. Der Sohn von DSC-Torwart-Legende Wolfgang Kneib, wie der Vater 1,96 Meter groß, meint: »Ich drücke dem DSC fest die Daumen. Aber in Frankfurt wird es ganz, ganz schwer.«

Artikel vom 30.01.2006