30.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Einstürzende
Halle tötet
66 Menschen

141 Messebesucher verletzt

Kattowitz (dpa). 24 Stunden nach dem Einsturz einer Messehalle im polnischen Kattowitz (Katowice) haben Rettungskräfte gestern Abend die Suche nach Überlebenden eingestellt. 66 Tote waren zuvor aus den Trümmern geborgen worden.
Die erst sieben Jahre alte Messehalle in Kattowitz: Am Morgen nach dem Unglück ist das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Foto: Reuters
Die Feuerwehr glaubt, dass keine Leichen mehr unter den Trümmern liegen. Ehe Spezialfirmen mit schwerem Räumgerät die eingestürzte Halle demontieren, sollen Leichenhunde dennoch heute den Unglücksort untersuchen. Erst danach soll das Areal planiert werden.
In der erst sieben Jahre alten Halle hatte die internationale Brieftaubenschau »Taube 2006« stattgefunden. Zum Zeitpunkt des Unglücks am Samstagabend sollen dort bis zu 1000 Menschen gewesen sein. Unter den Verletzten, deren Zahl zuletzt mit 141 angegeben wurde, befänden sich vier Deutsche, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Mindestens zwei Deutsche waren getötet worden.
Über die Ursache des Unglücks gab es nur Vermutungen. Möglicherweise sei das Dach unter der Schneelast eingebrochen, hieß es. Die Katastrophe erinnert an die Tragödie im oberbayerischen Bad Reichenhall am 2. Januar. Als dort das schneebedeckte Dach der Eissporthalle einbrach, kamen 15 Menschen ums Leben.
Bei einem der toten Deutschen in Kattowitz handelt es sich vermutlich um einen bayerischen Taubenzüchter. Ein Bekannter des Züchters sagte, der Mann sei unter den Trümmern eingeklemmt gewesen und schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden. Dort sei er seinen Verletzungen erlegen. Unter den Toten und Verletzten sind nach Angaben eines Behördensprechers insgesamt 13 Ausländer: Deutsche, Tschechen, Belgier, ein Slowake und ein Niederländer, sagte Krzysztof Mejer, Sprecher der oberschlesischen Regionalverwaltung.
Polens Staatspräsident Lech Kaczynski ordnete Staatstrauer an. In der Kathedrale der Bergbaumetropole fand eine Messe für die Opfer der Tragödie statt, an der auch Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz teilnahm. Er hatte sich schon in der Nacht vor Ort über den Rettungseinsatz informiert und unbürokratische Hilfe versprochen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach den Opfern und Verletzten des schweren Unglücks ihr »tief empfundenes Beileid« aus. Auch der russische Präsident Wladimir Putin und der französische Präsident Jacques Chirac haben ihrem polnischen Amtskollegen ihr Beileid ausgesprochen.
Papst Benedikt XVI. betete gestern für die Toten und Verletzten des Halleneinsturzes. Das polnische Fernsehen zeigte das Oberhaupt der katholischen Kirche, als es sich in polnischer Sprache an die auf dem Petersplatz versammelten Pilger wandte und an die Opfer der Tragödie erinnerte. Aus aller Welt

Artikel vom 30.01.2006