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Zum Glück nur
blaue Flecken

Ehepaar überlebt Halleneinsturz

Von Victor Fritzen und
unseren Nachrichtendiensten
Bad Oeynhausen/Kattowice (WB/dpa). »Wir haben Riesenglück gehabt«, bekennt Willi Kumpmeyer aus Bad Oeynhausen-Werste. Seine Frau Ursula und er gehören zu den Überlebenden des Halleneinsturzes im polnischen Kattowice am Samstag.
Willi und Ursula Kumpmeyer kamen heil davon. Foto: Fritzen

Der begeisterte Taubenzüchter war zum zwölften Mal zur weltweit größten Taubenzüchter-Messe gereist. Aus dem schönen Wochenendausflug wurde ein Albtraum. Am Samstag um 17.30 Uhr befand sich das Ehepaar auf dem Weg zu einem der Ausgänge, als es plötzlich einen lauten Knall gab. »Die Stahlträger krachten in Sekundenschnelle herunter auf die Menschen«, erzählt Ursula Kumpmeyer: »Dann war es still und dunkel.« Die beiden rannten in Panik ins Freie, in die eisige Kälte von minus 20 Grad.
Während Willi Kumpmeyer unverletzt blieb, erlitt seine Frau blaue Flecken und Abschürfungen an den Armen und Beinen. Zum Glück sei die Halle in der Mitte eingeknickt, betont Ursula Kumpmeyer: »Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn die Seitenwände auch noch zusammengebrochen wären.«
Das polnische Justizministerium korrigierte die Zahl der Toten auf 62, denn einige der Opfer seien möglicherweise doppelt gezählt worden. Gestern starb ein 30-jähriger Mann an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Noch immer werden 15 Messebesucher vermisst, unter ihnen ein Ungar. Zwei Deutsche kamen bei der Tragödie ums Leben. Mehr als 140 Menschen wurden verletzt.
Nach Angaben des Ministeriums lag auf dem Dach der größten Halle des Messegeländes mehr Schnee, als die Sicherheitsauflagen zulassen. Unterdessen erhärten Berichte der Feuerwehr die Vorwürfe von Überlebenden, wonach die Notausgänge versperrt gewesen seien. Einsatzleiter Janusz Sulich sagte, die Retter hätten eingeschlagene Glasscheiben an den Türen vorgefunden. »Die Tür war nicht zu öffnen, so dass wir die Glasscheiben eintreten mussten«, sagte auch Theodor Backs, Geschäftsführer des gleichnamigen Taubenfutter-Produzenten aus dem niedersächsischen Rehburg-Loccum.

Artikel vom 31.01.2006