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Börsengang von Bertelsmann

Dagobert Duck aus Belgien


Einer der Superreichen dieser Welt zerrt den Medienkonzern Bertelsmann an die Börse. Baron Albert Frère, der Beteiligungen sammelt wie andere Briefmarken, möchte Kasse machen. Der Milliardär nutzt sein Recht, über die Groupe Bruxelles Lambert (GBL) ein Viertel der Kapitalanteile an der Bertelsmann AG von Mai an zu verkaufen. Nach mehreren schwachen Jahren halten Analysten Medientitel wieder für eine interessante, lukrative Anlage. Von der besseren Stimmung an der Börse will der Dagobert Duck aus Belgien profitieren.
Am ersten Handelstag der Bertelsmann-Wertpapiere wird die Familie Mohn kein Glas Champagner trinken. Sie stand einem Börsengang stets skeptisch gegenüber. Kein Wunder also, dass Vorstandsvorsitzender Gunter Thielen am Freitag in einem Brief an die 80 000 Mitarbeiter versicherte, weder die Familie Mohn noch die Bertelsmann Stiftung wolle weitere Anteile aufs Parkett bringen.
Deshalb ist der Börsengang für den Medienkonzern aus Gütersloh zwar eine Zäsur, aber kein totaler Bruch mit der Tradition. Patriarch Reinhard Mohn will »sein« Bertelsmann nicht als Spielball an der oft unberechenbaren Börse sehen. Was nach dem Tod des 84-Jährigen sein wird, bleibt abzuwarten. Aber bis dahin ist der vom steinreichen Baron eingestielte Börsengang in erster Linie ein Versuchsballon und außerdem eine Chance, den Unternehmenswert zu erhöhen. Dietmar Kemper

Artikel vom 28.01.2006