28.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wirtschaft geht's
wie dem Grünkohl

Kartellamts-Präsident bei der FDP

Bielefeld (WB/rb). Nicht Kartelle, sondern Wettbewerb macht die Wirtschaft »fett«. Das hat der Präsident des Bundeskartellamtes, Ulf Böge, am Freitag beim traditionellen Grünkohlessen der Bezirks-FDP in Bielefeld erklärt.
Redner bei den Liberalen: Ulf Böge.Foto: Uffmann

In einer launigen, vom Beifall der Liberalen aus der Region getragenen Rede, wusste Böge zahlreiche Parallelen zwischen seinem nüchternen Tagesgeschäft und dem Grünkohl hierzulande zu ziehen. Von Seiten der Globalisierung drohe bodenständigen Gewächsen jedenfalls keine Gefahr, weder dem Kohl noch dem Wettbewerb im Lande.
Wettbewerbshindernisse sieht Böge im Staate selbst, wenn überreguliert wird oder mit Hilfe einer Ministererlaubnis Warnungen seines Hauses umgangen werden. So habe die Fusion von E.ON mit Ruhrgas keine Vorteil für den Verbraucher gebracht. Überhaupt müsse er feststellen, so Böge, dass Größe allein noch keinen Unternehmenserfolg bedeute. Auch international agierende Unternehmen müssten immer noch auf heimischen Teilmärkten bestehen.
Die extrem langfristige Bindung von Stadtwerken an Gasversorger will sein Haus jetzt sehr genau prüfen. Schon im Februar sei mit den nächsten Entscheidungen zu rechnen. Unternehmen, die ihre Erhöhungen nicht überzeugend begründen könnten, müssten mit Missbrauchsverfahren rechnen. Böge erinnerte daran, dass Wettbewerb beim Strom vor einigen Jahren noch zu einer 40 prozentigen Tarifsenkung geführt habe.
Neben dem Schwerpunkt Energie wird das Berliner Amt auch im Medienbereich auf der Hut bleiben. Nach dem Verbot an die Springer AG, die Sendergruppe ProSieben/Sat1 vollständig zu übernehmen, hat der oberster Kartellwächter jetzt Bertelsmann im Visier. Bis Ende März werde entschieden, ob die Gütersloher ihre Beteiligung an n-tv von 50 auf 100 Prozent erhöhen dürften, sagte Böge und vermied jegliche Festlegung, wohin sein Haus tendiert.

Artikel vom 28.01.2006