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Höhere Töchter
waren erste
Schülerinnen

Das Ceciliengymnasium wird 150

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Heute ist das Ceciliengymnasium mit 1300 Schülerinnen und Schülern Bielefelds mit Abstand größtes Gymnasium. Als private Mädchenschule nahm es 1856 mit sieben »höheren Töchtern« in einem Privathaus an der Kreuzstraße seinen Betrieb auf. Mit einer Festwoche im August begeht die Schule in diesem Jahr das 150-jährige Bestehen.

Es sind evangelische Bürger Bielefelds, die eine Erziehung ihrer Töchter im Geiste der Ravensberger Erweckungsbewegung sicherstellen wollen, die die Mädchenschule Mitte des 19. Jahrhunderts gründen. Die bereits seit 1828 bestehende städtische Töchterschule ist ihnen nach damaligen Vorstellungen »zu liberal«. Außerdem stört sie die stärkere naturwissenschaftliche Ausrichtung der Schule, die später den Namen Bernhard Bavinks tragen wird und heute Gymnasium am Waldhof heißt. In der Evangelischen Höheren Privatmädchenschule - wie von 1889 an die Bezeichnung für das heutige »Ceci« lautet - steht Religion ganz oben auf dem Stundenplan. Wichtig sind in den Anfängen auch die Fächer Schönschreiben, Geschichte, Kunst und Französisch. Das ist im 19. Jahrhundert auch die Sprache der Gouvernanten, die in Bielefelder Bürgerhäusern ihren Dienst tun.
1906, im Jahr des 50-jährigen Bestehens, erhält die Schule den Namen der preußischen Prinzessin Cecilie und umfasst zwei Jahre später auch die Schulformen »Lyzeum« und »Oberlyzeum« sowie ein Seminar für das Lehramt an mittleren und höheren Töchterschulen. 1914, in dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg beginnt, übernimmt die Stadt Bielefeld die bisherige evangelische Privatschule, die zwischenzeitlich auch als Stiftung geführt worden ist.
Die Lehrerinnenausbildung spielt in den ersten Jahrzehnten ein wichtige Rolle, sie wird bereits 1879 aufgenommen. Auch ein Internat für die angehende Lehrerinnen ist der Schule angeschlossen.
Fast 100 Jahre, von 1869 bis 1965, ist die Schule an der Ecke der heutigen Alfred-Bozi- mit der Elsa-Brändström-Straße ansässig, dort, wo sich inzwischen die Zentrale der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen befindet. Zum Schluss ist das Gebäude arg baufällig. Es muss in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Schülerinnen des Bavink-Gymnasiums aufnehmen. Auf einer freien Wiese am Niedermühlenkamp entsteht das heutige Schulgebäude, das inzwischen erweitert worden ist.
Hohe Schüler(innen)zahlen bestimmen lange Zeit den Unterrichtsbetrieb. Schon in den 20er Jahren besuchen mehr als 1000 Mädchen das »Lyzeum«, in den 50er Jahren steigt die Zahl auf 1155. Die Schule hat sich inzwischen in ein neusprachliches Gymnasium und eine Frauenoberschule aufgeteilt.
1972 beginnt mit der Einführung der Koedukation, des gemeinsamen Unterrichts von Jungen und Mädchen, sowie der Einführung der reformierten Oberstufe mit seinem Kurssystem die Ära des modernen »Ceci«.
Heute bietet die Schule sprachliche und naturwissenschaftliche Schwerpunkte, Projekte und besondere Aktivitäten in allen Jahrgangsstufen sowie in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Helmholtzgymnasium ein umfangreiches Leistungskursangebot.
Für musikalisch talentierte Schülerinnen und Schüler gibt es eine »Geigenklasse«, für Spätaussiedler-Kinder sind spezielle Fördermaßnahmen vorhanden. Ein Förderverein unterhält ein Schullandheim des Ceciliengymnasiums auf der Insel Spiekeroog.
»Tradition ist uns wichtig, aber genauso wichtig ist der Fortschritt«, umschreibt Direktorin Dorothea Bratvogel die Ausrichtung der Schule. Die religiösen Wurzeln werden dabei nicht vernachlässigt. Gottesdienst und wöchentliche Andachten gehören nach wie vor zum Schulleben, aber auch ein Sozialpraktikum, das das Gymnasium als einzige staatliche Schule in Bielefeld obligatorisch anbietet.
Zum Jubiläum werden natürlich auch viele Ehemalige erwartet. Eine hat schon zugesagt: Nordrhein-Westfalens Schulministerin Barbara Sommer hat ebenfalls im Ceciliengymnasium die Schulbank gedrückt und wird zum Festakt am Samstag, 26. August erwartet.
www.ceciliengymnasium.de

Artikel vom 27.01.2006