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Schräges Paar sieht gut aus

Jan-Gregor Kremp und Inga Busch im »Polizeiruf 110«

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Auch der »Polizeiruf 110« gratuliert Mozart zum 250. Geburtstag: Gleich zum Auftakt lenkt Kirchenchorleiter Paul Bertram sein Auto bei strömendem Regen und zu den peitschenden Klängen der »Dies Irae« gegen eine Brücke.

Die »Tage des Zorns« aus Mozarts »Requiem« sind programmatische Vorgabe für den ARD-Film: Im zweiten Fall von Kommissar Thomas Keller geht es um Schuld und Sühne. Der von Jan-Gregor Kremp verkörperte Ermittler hat nach dem Tod seines Vaters den Weg zurück von Berlin in seine beschauliche Heimatstadt Bad Homburg gefunden.
Wie bei Kellers Premiere in der hessischen Provinz verschränken sich auch bei der »Mutter von Monte Carlo« Berufliches und Privates: Auf seine unkonventionelle Art geht der Fünf-Tage-Bartträger Keller dem Fall der verschwundenen »Monte Carlo« nach. Die Mutter seines einstigen Schulfreundes Peter Karlow, der vor vielen Jahren bei einem Unglück starb, hatte zuvor im Casino den Jackpot geknackt. Verwickelt in die Geschichte scheint auch Kirchenmusikdirektor Bertram (Gustav Peter Wöhler), ein Jugendfreund von Karlow und Keller, der gerade mit seinem Chor Mozarts »Requiem« probt.
Kleinstadt-Bohemien Keller, der Klavier spielt und auch Heinrich Heine deklamieren kann, wird also von den Geistern der Vergangenheit eingeholt. Nicht anders geht es Kellers neuer Freundin, der Restaurantbesitzerin Sophie Stein (Inga Busch). Diese wird durch neue Erkenntnisse mit dem gewaltsamen Tod ihres Vaters - eines früheren Polizisten - konfrontiert.
Titus Selge, der bereits im ersten »Polizeiruf» aus Bad Homburg Regie führte und das Buch schrieb, versucht in der Geschichte eine Balance aus tragischen und komischen Elementen. Das gelingt nur teilweise: Zur Provinz-Klamotte gerät der Film, als Keller sein Elternhaus verkauft und dieses ausgerechnet dann zu einem Bordell wird. Lohnend bleibt der »Polizeiruf« vor allem aber wegen seiner Hauptdarsteller. Jan-Gregor Kremp und Inga Busch geben ein schräges Paar ab, das trotz aller disharmonischen Momente gut zusammenpasst.

Artikel vom 28.01.2006