28.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mantel, Karin und Boulette
verschafften Kultstatus

»Wunderkind« Hansjörg Felmy feiert 75. Geburtstag

Von Hilmar Bahr
München (dpa). Als Kommissar Haferkamp hat Hansjörg Felmy »Tatort«-Geschichte geschrieben. Doch berühmt war Hansjörg Felmy schon vorher. Am Dienstag wird er 75 Jahre alt.
Mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt: Hansjörg Felmy.Foto: dpa

Sein von ihm lange vor »Colombo« erfundener zerknautschter Mantel, seine geschiedene TV-Frau Karin Eickelbaum und seine Bouletten verschafften ihm schnell einen Kultstatus und machten ihn unvergessen unter seinen Krimi-Kollegen. Er war seinerzeit der beliebteste und bestbezahlte Fernsehpolizist.
Dennoch denkt der »Charmeur mit dem Knittergesicht« nicht mit Wehmut an diese TV-Zeit, die er in der Vorabendserie »Hagedorns Tochter« als gebrochener Witwer und Hamburger Gewürzhändler vor einigen Jahren beendete: »Es war richtig, aufzuhören«, resümiert er. Von den 20 »Tatort«-Stücken waren Felmy zufolge zwölf »echte Klasse«, fünf gut und drei akzeptabel. »Doch später wurden die Drehtage immer weniger, und darunter litt - neben den nicht mehr so guten Büchern - auch die Qualität.«
Ans Drehen denkt er derzeit nicht: »Zumal es nichts gibt, was mich vom Hocker reißt.« Außerdem verbringe er viel Zeit damit, sich wieder »aufzupäppeln«, sagt Felmy. Nach Lenden- und Brustwirbelbrüchen mache er täglich Übungen in 33 Grad warmem Wasser, um die Muskulatur zu stärken. Das kaputte Kreuz lasse sich zwar nicht mehr reparieren, »aber es geht mir sehr gut«, sagt Felmy. An Theaterspielen sei natürlich nicht mehr zu denken. Mit Film und Fernsehen habe er aber noch nicht abgeschlossen. Doch Felmy schränkt ein: »Der Star muss das Drehbuch sein, und daran hapert es meistens.« Heute heiße es nur noch Action, Action, Action: »Das finde ich langweilig.« Er mache nur noch, »was Hand und Fuß hat, und wenn ich nichts Entsprechendes angeboten bekomme, dann bin ich lieber Privatier«, sagt der Sohn eines Fliegergenerals, der mit seiner Filmrolle in den »Buddenbrooks« 1959 fast über Nacht bekannt wurde. Drei Jahre zuvor hatte ihn Alfred Weidemann in »Der Stern von Afrika« für den Film entdeckt. Seinen größten Erfolg hatte Felmy, der in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Claudia Wedekind verheiratet ist, in der Kurt-Hoffmann-Satire »Wir Wunderkinder«. Seinen Geburtstag will Felmy weit weg von der Wahlheimat Oberbayern feiern: »Dann hauen wir für vier Tage ab.«

Artikel vom 28.01.2006