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Schicksal der Entführten ungewiss

Nach erneuter Sitzung des Krisenstabs: »Keine Angaben«


Berlin (dpa/Reuters). Knapp eine Woche nach der Geiselnahme der zwei deutschen Ingenieure im Irak ist ihr Schicksal weiter ungewiss. Auch gestern blieb der Verbleib der am vergangenen Dienstag Entführten nach einer erneuten Sitzung des Krisenstabs des Auswärtigen Amtes unklar. Es seien »keine Angaben« möglich, sagte eine Regierungssprecherin nach der Sitzung.
Dies betrifft auch die Forderungen der Entführer. Diese verlangen nach einem »Spiegel«-Bericht die Freilassung weiblicher Gefangener aus irakischen Gefängnissen, den sofortigen Abzug der Mitarbeiter der deutschen Botschaft sowie das Ende der »Kooperation mit der abtrünnigen irakischen Regierung«. Das Magazin beruft sich dabei auf das am Freitag ausgestrahlte Bekenner-Video.
In Leipzig wurde unterdessen in einem Gottesdienst an die Leiden der beiden sächsischen Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke gedacht, die vor knapp einer Woche von ihrer Firma Cryotec Anlagenbau GmbH (30 Kilometer östlich von Leipzig) in die nordirakische Industriestadt Bedschi entsandt worden waren.
Cryotec-Geschäftsführer Peter Bienert wies energisch die Kritik zurück, die beiden Deutschen hätten trotz der offiziellen Empfehlung des Auswärtigen Amts den Irak nicht verlassen. Insbesondere das Gebiet um Bedschi gilt bei Irak-Experten als besonders gefährlich.
Wie das Magazin »Focus« berichtet, habe Bienert aber eingeräumt, dass weder das Auswärtige Amt noch die deutsche Botschaft im Irak von der Dienstreise seiner beiden Mitarbeiter unterrichtet worden seien.
Deutsche Sicherheitskräfte gehen offenbar davon aus, dass wahrscheinlich Anhänger des gestürzten irakischen Staatschefs Saddam Hussein hinter der Tat stecken. »Wir vermuten, sie sind eher Baathisten«, also Mitglieder von Saddams früherer Baath-Partei, hieß es in Sicherheitskreisen.

Artikel vom 30.01.2006