27.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die »hohe Schneiderkunst«

16 Modehäuser zeigten Entwürfe auf den Pariser Haute-Couture-Schauen

Paris (dpa). Die Pariser Haute-Couture-Schauen für Frühjahr und Sommer 2006 sind nach dreitägiger Dauer in Paris zu Ende gegangen.

Sechzehn Modehäuser hatten ihre Entwürfe der »Hohen Schneiderkunst« präsentiert, die als Maßanfertigung im Gegensatz zum Prêt-à-Porter »von der Stange« steht.
Den Schlusspunkt der Schauen setzte der Libanese Elie Saab. Er präsentierte Prinzessinnen-Roben - schulterfrei, paillettenbestickt und mit aufwendigen Drapierungen. Hautfarbene Entwürfe waren mit Stickereien übersät, neben Mauve und Weiß gab es auch auffallendere Farben wie Türkis oder einen Gold schimmernden Grünton.
Selbst wenn die Defilees vielen als überholt erscheinen: Die herausragenden Schauen von Chanel und Gaultier belegten erneut die handwerkliche Qualität der Haute Couture. Auch der junge Italiener Riccardo Tisci, der zum zweiten Mal für das Haus Givenchy präsentierte, zeigte mit raffiniert geschnittenen und zugleich hauchzart wirkenden Kleidern eine beeindruckende Kollektion.
Bei Jean Paul Gaultier saß Pop-Ikone Madonna in der ersten Reihe - im hoch geschlossenen, schwarzen Kleid mit langen Goldlocken, tiefrot geschminktem Mund. Gaultier toppte mit seinem Gast sogar noch Chanel, wo Lagerfeld immerhin Victoria Beckham begrüßen konnte. Bei Lacroix saß die Sängerin Mireille Mathieu vorne, der allerdings der nötige Glamour-Faktor fehlt. Bemerkenswert, doch eher glanzlos auch die Präsenz von Politikerfrauen wie Madame Chirac (bei Chanel) und der weißhaarigen Witwe des früheren Staatspräsidenten Pompidou (bei Chanel und Gaultier).
Insgesamt besitzen zehn französische Häuser die vom Industrieministerium verliehene und mit hohen Auflagen verbundene Berechtigung, sich mit dem Etikett »Haute Couture« zu schmücken. Hinzu kommen mit Armani und Valentino zwei italienische »offizielle« Couturiers sowie acht kleinere Häuser, die auf Einladung präsentieren dürfen.
Allerdings: Aus dem Kreis der »Gesalbten« zeigen zwei keine Schau: Scherrer setzte diesmal aus und stellt sich neu auf. Ungaro verzichtete bereits zum vierten Mal auf ein Defilee. Die Couture entspreche nicht mehr den weiblichen Bedürfnissen, erklärt er.

Artikel vom 27.01.2006