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HSV stellt die
Bayern-Jagd ein

Nürnberg siegt und verliert Mintal

Nürnberg (dpa). Der Hamburger SV hat die Muskeln spielen lassen, aber nach der ersten Auswärtspleite der Saison hat Thomas Doll die entscheidende Kraftprobe mit dem FC Bayern München überraschend schnell abgesagt.
Schwach: Ailton.

»Wir haben uns nie als Bayern-Jäger gesehen, und wer Meister wird, das ist mir völlig wurscht«, sagte der genervte HSV-Trainer nach der ernüchternden 1:2 (0:0)-Niederlage beim 1. FC Nürnberg und machte im Rennen um den Titel in der Fußball-Bundesliga den Weg für die Konkurrenz aus dem Süden frei: »Wir sind nicht gierig und auch nicht dazu da, die Nation glücklich zu machen.«
Nürnbergs Coach Hans Meyer hatte nur wenige Stunden Freude am zweiten Heimsieg: Torjäger Marek Mintal zog sich bei seinem Comeback erneut einen Mittelfußbruch zu und fällt voraussichtlich bis zum Saisonende aus.
Dem HSV bereitete die dürftige Darbietung Sorgen. Dietmar Beiersdorfer, der mit den spektakulären Einkäufen von Ailton und Nigel de Jong dem Klassenprimus aus München den Kampf angesagt hatte, gab sich geschlagen: »Jetzt wissen wir, wo wir dran sind.«
Bundesliga-Rückkehrer Ailton, für 450 000 Euro von Besiktas Istanbul ausgeliehen, und der von Ajax Amsterdam an die Alster gewechselte Niederländer de Jong fielen bei ihrem Debüt nicht auf, da die ganze Hamburger Mannschaft nach einer ordentlichen Leistung in der ersten Halbzeit ungewohnt zurückhaltend spielte. »Ich habe gedacht, ich bin im falschen Film«, kritisierte Doll den emotionslosen Auftritt seines Starensembles. Nürnbergs verdienter Sieg war jedoch teuer erkauft. Eine Untersuchung von Mintals Fuß ergab am Abend die niederschmetternde Diagnose: Der Slowake wurde noch am Samstag operiert. »Das macht uns schwer zu schaffen. Er hat schon in der Vorbereitung gezeigt, wie wichtig er für uns ist«, sagte Meyer. Nürnberg erwägt bis zum Transferschluss morgen eine Neuverpflichtung.
Der Ausfall von Mintal, der schon nach 160 Sekunden sein Comeback nach viermonatiger Pause beenden musste, und das Eigentor durch Andreas Wolf (65.) zur Hamburger Führung hinderten den fränkischen Abstiegskandidaten aber nicht: Sie kamen zurück und siegten verdient.

Artikel vom 30.01.2006