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Ohne Tor Abstand gehalten

Paderborner 0:0 in Saarbrücken hat Folgen: Brouwers gesperrt

Von Matthias Reichstein
Saarbrücken (WB). Wer als Liga-Neuling auswärts einen Punkt mitnimmt, kann nicht unzufrieden sein. Wer die gesamten 90 Minuten des Paderborner Gastspiels beim 1. FC Saarbrücken beurteilt, darf es sowieso nicht. Die Nullnummer im Ludwigspark war gerecht, einen Sieg hatte am Samstag keine Mannschaft verdient.

Der SC Paderborn 07 nicht, weil die Elf nur eine Halbzeit lang die Spielkontrolle hatte und so agierte, dass man für einen Treffer in Frage kam. Marc Gouiffe á Goufan (17.), der erstmals von Beginn an stürmende Albert Bunjaku (18./34.) und Dennis Schulp (19./35.) erarbeiteten sich die besten Möglichkeiten, den seit vier Monaten auswärts sieglosen SCP in Führung zu bringen. Sie trafen entweder das Tor nicht oder scheiterten am guten Saarbrücker Keeper Peter Eich, mit 42 Jahren der zurzeit älteste Profi im bezahlten Fußball.
In der zweiten Hälfte passte dagegen in der Paderborner Offensive fast gar nichts mehr zusammen. Pässe aus der zweiten Reihe kamen kaum an, die Ballsicherheit in der Hälfte des Gegners fand nicht mehr statt. Bester Beleg: Die gefährlichste Situation war ein reines Zufalls-Produkt. Der eingewechselte René Müller (77.) gab dem Ball - nach einer scharfen Hereingabe von Stephan Maaß - noch eine andere Richtung, und Eich konnte die Kunststoff-Kugel nur mit Mühe über die Latte lenken. »Vor dem eigenen Tor gab's dagegen noch einige brenzlige Situationen«, klammerte Trainer Jos Luhukay später auch die Möglichkeiten der stark abstiegsbedrohten Gastgeber nicht aus.
Dabei ließ Paderborns Viererkette zunächst, wie gewohnt, nicht so ganz viel zu. Probleme bereitete nur Chadli Amri. Der Franzose, der eigentlich noch zum Oberligakader zählt, aber in dieser Saison bereits viermal traf, lief in einer Szene (15.) sogar David Fall weg. Zweimal hatte der 21-Jährige eine Schuss-Chance (9./15.), zweimal zog er den Ball nur knapp am Gehäuse vorbei.
In den zweiten 45 Minuten erhöhten die Hausherren den Druck. Erneut setzte Amri (57.) das erste Signal und prüfte Tom Starke im SCP-Kasten. Konnte der Leverkusener Neuzugang den Schuss zunächst noch entschärfen, war es Yilmaz Ortülü, der erfolgreich abstaubte. Der gebürtige Darmstädter stand aber im Abseits, das Tor zählte nicht.
Danach brachte Ortülü (70./80.) die SCP-Abwehr noch zweimal in erhebliche Schwierigkeiten. Zog er zunächst den Ball noch knapp am Tor vorbei, wurde er zehn Minuten vor dem Ende von Roel Brouwers »gecheckt«. Letzteres passierte im Paderborner Strafraum und war absolut elfmeterreif. Der Holländer, der an der Strafraumgrenze vergeblich auf seinen Keeper Starke gewartet hatte, bereinigte die gefährliche Situation auf seine Art und hatte Glück. Der Schiri pfiff nicht, und Brouwers war sich hinterher auch keiner Schuld bewusst: »Er ist mir in den Rücken gerannt.« Die TV-Bilder zeigtenaber etwas anderes.
Da hatte der junge Schiri Markus Kuhl (Bornheim) nicht so ganz genau hingeschaut, Sekunden vor den Abpfiff blickte der 26-Jährige dafür (zu) genau hin. Nach einer Rangelei um den Ball sahen Saarbrückens Neuzugang Ivan Dudic und Brouwers gelb, für den Innenverteidiger war es die Fünfte. Er muss am kommenden Sonntag gegen Energie Cottbus zusehen.
Einen Punkt geholt, die Konkurrenz im Abstiegskampf auf Abstand gehalten - Jos Luhukay war unterm Strich zufrieden, Rudi Bommer übrigens auch. Saarbrückens Trainer sprach hinterher von einer »defensiv gut stehenden und sehr konterstarken Paderborner Elf«. Auch das zeigt deutlich, welchen Ruf sich der ostwestfälische No-Name-Verein in der zweiten Liga erworben hat. Denn bei allem Respekt vor der Paderborner Vorstellung: hartgefrorener und teils angetauter Rasen ist nicht die Spielwiese, die der SCP braucht, um erfolgreich zu sein.

Artikel vom 30.01.2006