Bielefeld (WB/mzh). »Endlich bin ich richtig zum Arbeiten gekommen«, sagt Neringa Naujokaite. Die litauische Künstlerin fand in ihrer Wahlheimat Köln mit seinem ausgeprägten Nachtleben kaum die nötige Muße, ihre Video-Installationen zu konzipieren. »Denn ich sammle mein Material meist nach Einbruch der Dunkelheit«, erklärt die 39-Jährige. Das ruhigere Bielefeld darf sich auf vier neue Arbeiten freuen, die die Gastkünstlerin von »Artists Unlimited« unter dem Titel »Gravity« in der Galerie an der Vikto-riastraße 24 zeigt. Die Schau wird heute um 19 Uhr eröffnet; Daniel Neugebauer (Kunsthalle) führt in Neringa Naujokaites Werk ein. Die »Artists«-Gastkünstlerin führt Belastendes und Leichtes, fast Schwereloses zusammen, was vor allem in ihrer »Gravity«-Installation auffällt: Da vollführen Flugzeuge Loopings, vor freundlich blauem Himmel ziehen Ballonfahrer ruhige Bahnen - und dazu erzählen Mobbing-Opfer von grausamen Erfahrungen. Oder im vierten Raum, dem »Kellerloch« der Galerie: In einer Endlos-Schleife wabern hier Wortgruppen über die Leinwand, die fast an Fischschwärme erinnern. Ihre Bewegung wird von akustischen Impulsen - Radiohörer erzählen ihre Geschichten - generiert und beeinflusst (»Grenzen«). Im nächtlichen »Nebel« des Ravensberger Parks sieht Neringa Naujokaite die düsteren Kriminalfälle reflektiert, die die Pathologen der zahlreichen TV-Crime-Serien aufklären. »So etwas inspiriert mich«, gibt die Künstlerin zu. Und auch die »Raster«-Installation visualisiert Gruseliges, ohne das Monster zu zeigen: Auf schwarzen und weißen Balken, in einer Doppelprojektion, offenbart ein Mörder seine Phantasien und berichtet ein Chronist von den Untaten. Die Galerie ist am Samstag und Sonntag von 17 bis 20 Uhr geöffnet - nur dann (und am Eröffnungstag) sind Neringa Naujokaites Werke zugänglich.
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