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Schneiden in der »Spätschicht«

Bis 22 Uhr können sich die Kunden bei Loth den Kopf waschen lassen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Anwar Younes ist froh, dass er nicht mehr unter Zeitdruck gerät, wenn er seine Haare schneiden lassen will. Seitdem der Friseursalon Loth an der Steinstraße in der Altstadt mittwochs bis freitags bis 22 Uhr geöffnet hat, ist Anwar Younes entspannt: »Kein Problem - auch wenn ich länger arbeiten muss.«

Zudem bieten Inhaber Dagmar und Peter Loth mehr als nur Schneiden, Waschen, Legen. Das bestätigt auch Anwar Younes: »Die Stimmung hier ist prima - man kann abschalten, Musik hören, etwas trinken.«
Im Sessel neben ihm lässt sich Margarita Lais von Kou-Wei Chang die dunklen, langen Haare stylen: »Ich habe spät Feierabend, es ist schön, dass hier so lange geöffnet ist.«
Dagmar und Peter Loth wissen, dass es »Spätschichten« im Friseursalon in mehreren deutschen Städten gibt: »Wir wollten es einfach ausprobieren - und es funktionierte auf Anhieb.« Loth ist der einzige Salon in Bielefeld, der abendliche »Verwöhnstunden« anbietet.
Seit September 2005 bedient abends ein Dreierteam unter Leitung von Chris Köhn die Kunden. Er erzählt: »In der Vorweihnachtszeit haben wir manchmal bis Mitternacht gefärbt, Dauerwellen gelegt und geschnitten.«
Immer freitags legt Diskjockey Dennis Musik auf, dann kommen Kunden, die sich für den »großen Auftritt« in der Disco stylen lassen. Dagmar Loth: »Aufwändige Hochsteckfrisuren sind zurzeit besonders gefragt.«
Aber es kommen auch der Rechtsanwalt von nebenan, der ansonsten tagsüber kaum einen Termin frei hat, um seine Frisur wieder in Form bringen zu lassen, und die junge Mutter, die ihren Nachwuchs abends unter Aufsicht ihres Mannes weiß und darum ohne Stress in den Salon kommen kann. Dagmar Loth: »Tagsüber finden Mütter oft keinen Babysitter und müssten sonst samstags zum Friseur gehen, wenn der Mann daheim ist.«
Wird geschnitten, gestylt, getönt und geföhnt, dann können die Kunden beim »Night-Cut« - so haben Loths ihre Spätschicht getauft - ein Gläschen Sekt genießen, einen Cappuccino oder einen Cocktail. Chris Köhn: »Die Atmosphäre ist locker, eine Anmeldung ist nicht nötig.« Peter Loth weist noch auf einen anderen Vorteil hin: »Nach 20 Uhr gibt es hier Parkplätze direkt vor der Tür.«
Loth betont, der Wettbewerb sei inzwischen hart: »Wir versuchen, etwas Außergewöhnliches zu bieten und so unsere Kundschaft zu halten. Und neue zu gewinnen.«
Dabei denkt er nicht nur an junge Leute: »Bei uns kann sich jeder wohlfühlen.«

Artikel vom 27.01.2006