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Bürger fordern:
»Wir wollen
ein Dorf sein!«

Runder Tisch zieht neue Ortsgrenze

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Schröttinghausen (WB). Aus Schröttinghausen und Niederdornberg-Deppendorf soll »ein Dorf« werden und zusammen mit der Siedlung Hageresch künftig »Schröttinghausen-Deppendorf« heißen. Diese Forderung hat der seit geraumer Zeit tagende »Runde Tisch« jetzt offiziell erhoben.

Von dem Schritt erhofft man sich positive rechtliche Folgen. Denn: »Hat eine Ortschaft mehr als 2000 Einwohner, hat sie nach dem Gebietsentwicklungsplan einen Anspruch auf Ortsentwicklung«, begründete Architekt Hans-Friedrich Bültmann die Forderung. Die Entwicklung soll es nach einem Ratsbeschluss der Stadt Bielefeld aus dem Jahre 1996 aber nicht geben. Es sei denn, das Votum würde gekippt. Als erstes soll sich deshalb die Bezirksvertretung Dornberg mit dem Thema beschäftigen. Dienstag, 31. Januar, ist zudem ein Gespräch im Bauamt auf Verwaltungsebene vorgesehen.
Gut ein Dutzend Interessierte hatten sich am Mittwochabend auf Einladung von Pfarrer Hans Fuhrmann, Reinhard Klatt-Milsmann und Gerd Gieselmann in der evangelischen Arche-Noah-Kirche in Schröttinghausen zum »Runden Tisch» eingefunden. Übereinstimmend war man der Ansicht, dass es nach Schließung des Bezirksamtes Dornberg besonders wichtig sei, nicht nur zusammenzuwachsen, sondern dies auch anerkannt zu bekommen.
Schröttinghausen gehörte bis zur Gebietsreform 1971 noch komplett zum Altkreis Halle, danach kam ein Teil zu Bielefeld, der andere wurde Werther (Kreis Gütersloh) zugeschlagen.
Die vorher getrennten Dorfteile sind nach Ansicht der Vertreter am Runden Tisch nicht nur durch die Vereine, die Feuerwehr, die Grundschule, den Kindergarten und die Kirchengemeinde so zusammengewachsen, dass der Anspruch gerechtfertigt erscheint: »Wir wollen ein Dorf sein«.
»Wir haben keine Macht, keine Entscheidungsbefugnis, nur Argumente«, betonte Pfarrer Fuhrmann. Bültmann unterstrich, dass der Bäckerladen, Post, Friseur, der Rad-/Gehweg, eine funktionierende öffentliche Kanalisation und vieles mehr nur dann zu haben sei, wenn die Bevölkerung (um möglichst 1000 Einwohner) wachse, ein echtes Dorfleben aus Wohnen und Handwerk entstehe und möglichst viele junge Familien in bestehendem wie neuem Wohnraum langfristig angesiedelt werden können. Ob ein »ellenlanger Rattenschwanz« als Ortsbezeichnung taugt, darüber soll später endgültig entschieden werden. »Die Zeit arbeitet gegen Sie«, warnte CDU-Ratsherr Dietrich Heine vor purem Optimismus in Sachen Dorf-Verschmelzung. Statistiken belegten, dass Bielefeld an die 50000 Einwohner verliere. Um das Augenmerk auf die Randgebiete zu lenken, müsse schon eine Attraktivität entstehen, die es an anderer Stelle in der Stadt so nicht gebe. Dornbergs Bezirksvorsteherin Mareile Hempelmann versprach, die Bezirksvertretung werde die Bemühungen, neue Baugebiete auszuweisen, »gerne begleiten und unterstützen«, sofern nicht wild in die Landschaft gebaut werde.

Artikel vom 27.01.2006