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Kranker kämpft
seit drei Jahren
um seine Rente

Versicherung will nicht zahlen

Von Christian Althoff
Herford (WB). Seit drei Jahren kämpft ein kranker Unternehmer aus Herford mit einer Versicherungsgesellschaft um seine Berufsunfähigkeitsrente. »Die weigert sich einfach, zu zahlen!«, sagt der 59-Jährige verbittert. Jetzt soll das Landgericht Bielefeld entscheiden.

1974 hatte der Fahrzeug- und Maschinenbauer eine Metallbaufirma gegründet. Er stand in der Werkstatt, seine Frau machte die Buchhaltung. Der kleine Betrieb entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem erfolgreichen Zulieferer für die Maschinenbauindustrie und beschäftigte bis zu zehn Mitarbeiter. »14- bis 18-Stunden-Tage waren die Regel. Ich habe für meinen Betrieb gelebt«, sagt der Herforder. Doch die körperlich oft schwere Arbeit blieb nicht ohne Folgen: 1994 wurde der Firmeninhaber zum ersten Mal an der Bandscheibe operiert, 1999 und 2002 folgten weitere Rückenoperationen. Außerdem unterzog sich der Herforder mehrwöchigen Spritzen-Therapien und Kuren. »Aber meine Schmerzen ließen nicht nach«, erzählt er. Das Heben selbst leichter Lasten, längeres Sitzen, Stehen oder Liegen - alles das ist dem 59-Jährigen nach eigenen Angaben nicht mehr möglich. »Ich kann nicht einmal durchschlafen, weil mich die Rückenschmerzen jede Nacht aufwachen lassen«, sagt er.
Zuletzt war der Mann so oft krank, dass ihn seine private Krankenversicherung (»Signal Iduna«) irgendwann zum Vertrauensarzt schickte. »Der stellte fest, ich sei auf Dauer berufsunfähig. Daraufhin stellte die Versicherung ihre Krankentagegeldzahlungen ein«, erzählt der Herforder. Das Gutachten des Vertrauensarztes reichte der Handwerker 2003 bei der »Axa Colonia« ein, bei der er 1982 eine Lebensversicherung mit Berufsunfähigkeitsschutz abgeschlossen hatte: »Die hat zuletzt 623 Euro pro Monat gekostet!«
Doch die Gesellschaft weigert sich bis heute, dem Mann die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente (1765 Euro monatlich bis zum 63. Lebensjahr) zu zahlen. Rechtsanwältin Sabine Hippel aus Herford, die den Unternehmer vertritt: »Die Versicherung verlangt von meinem Mandanten, er solle in seiner Firma künftig die Buchhaltung erledigen und keine schwere Arbeit mehr verrichten.« Der Herforder: »Ich habe mein Leben lang mit den Händen geschuftet und von Bürotätigkeiten keine Ahnung - die hat immer meine Frau gemacht.« Er fühle sich nach der nunmehr drei Jahre dauernden Auseinandersetzung mit der Versicherung wie ein Bittsteller, sagt der Unternehmer. »Dabei habe ich doch genau für diesen Fall die Police abgeschlossen!«
Die Anwältin reichte schließlich Klage beim Landgericht in Bielefeld ein, das ein medizinisches Gutachten in Auftrag gab. Eine Professorin der Uni-Klinik Marburg untersuchte den 59-Jährigen und kam zu dem Ergebnis, dass die Funktionsstörungen der Wirbelsäule über den üblichen, altersgemäßen Verschleiß hinausgehen und eine Berufsunfähigkeit vorliegt. Die Rechtsanwältin: »Trotzdem lenkt die Versicherung nicht ein. Wir warten jetzt auf die Entscheidung des Gerichtes, die hoffentlich zu Gunsten meines Mandanten ausfallen wird.«

Artikel vom 01.02.2006