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Doch Votum
für Verkauf
der Kirche

Paul-Gerhardt: Jetzt verhandeln

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Das Leitungsgremium der Neustädter Mariengemeinde hat in einer dreistündigen Sondersitzung mehrheitlich beschlossen, mit der Jüdischen Kultusgemeinde über den Verkauf des Paul-Gerhardt-Zentrums (Kirche und Gemeindehaus) an der Detmolder Straße zu verhandeln.

Damit bleibt der Bevollmächtigtenausschuss bei seiner ursprünglichen Linie. In der Gemeindeversammlung am letzten Sonntag hatte sich noch eine Mehrheit der Anwesenden gegen Verkaufsverhandlungen ausgesprochen (das WESTFALEN-BLATT berichtete ausführlich).
Der Bevollmächtigtenausschuss sieht nach eigenen Angaben keine Möglichkeit, das Paul-Gerhardt-Zentrum auf Dauer zu halten. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der evangelische Kirchenkreis Bielefeld sparen muss. Verwaltungsleiter Klaus-Peter Johner hat errechnet, dass der reale Verlust der Finanzkraft aus Kirchensteuereinnahmen im Vergleich zu 1992 über 60 Prozent beträgt, dass die Zahl der Kirchensteuerzahler immer weiter zurück gehe. Die Verkaufsgegner hatten dafür plädiert, das Zentrum mit der Kirche solange zu halten, wie die Betriebskosten durch das freiwillige Kirchgeld finanziert werden könnten: Die Aufwendungen belaufen sich zurzeit auf 25 000 Euro jährlich.
Die Gemeinden Neustadt Marien und Paul Gerhardt haben am 1. Mai fusioniert, sich den gemeinsamen Namen Neustädter Mariengemeinde gegeben. Die Gemeinde hat 4500 Gemeindeglieder, 1600 davon aus dem Paul-Gerhardt-Bezirk. Der Bevollmächtigtenausschuss wurde nach der Fusion aus beiden Presbyterien gebildet; stimmberechtigt sind auch Pfarrer Alfred Menzel und Ulrich Wolf-Barnett, Pfarrer im Bevollmächtigtenauftrag. Aus dem Presbyterium von Paul Gerhardt waren Mitglieder aus Protest gegen die Verkaufspläne zurück getreten. Ergebnis der Abstimmung: zehn Ja- und vier Neinstimmen.
Der Ausschuss sieht im Interesse der jüdischen Kultusgemeinde, das Zentrum zu übernehmen, eine Möglichkeit, die »so kein zweites Mal erwartet« werden könne. Die Verkaufsverhandlungen, so hatte Superintendentin Regine Burg betont, seien abgestimmt mit dem jüdischen Landesverband.
Der Bevollmächtigten-Ausschuss votiert dafür, die Gemeindearbeit im Paul-Gerhardt-Bezirk fortzuführen und nach Möglichkeit auszubauen. Deshalb soll das Zentrum beim Zustandekommen eines Verkaufs erst übergeben werden, wenn das bisherige Pfarrhaus umgebaut worden ist - dort entstehen Räume, die sich für Zusammenkünfte und für Gemeindearbeit eignen.

Artikel vom 26.01.2006