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Mit Migräne leben lernen

Kopfschmerztagebuch erleichtert dem Arzt die Therapieempfehlung

Migräne ist noch nicht heilbar. Das eigene Verhalten hat jedoch einen entscheidenden Einfluss auf Häufigkeit, Dauer und Intensität der Anfälle. Mediziner fordern deshalb von ihren Patienten mehr als nur einen oberflächlichen Umgang mit der Migräne. Das Leben mit der Krankheit muss gelernt werden.

»Viele Betroffene leben von einem Anfall zum nächsten«, weiß Otto Uhl, Geschäftsführer der Migräne Liga Deutschland. »Ist der Anfall vorbei, verdrängen sie ihr Leiden, bis es sie das nächste Mal einholt.« Wer möchte schon gerne mit der Erkenntnis leben, chronisch krank zu sein?
Aussicht auf Besserung besteht für Menschen, die unter Migräne leiden, aber meistens nur, wenn sie ihren Alltag auf die Erkrankung einstellen. Häufig mangelt es schon an der Bereitschaft, einen Arzt aufzusuchen. Hartnäckige gesellschaftliche Vorurteile und die Angst der Betroffenen, in die »Psycho-Ecke« gestellt zu werden, verzögern diesen ersten, wichtigen Schritt. Dabei wird Migräne inzwischen von Ärzten sehr ernst genommen, und die Medizin hat gerade in den letzten Jahren bei der Erforschung und Behandlung dieser Erkrankung große Fortschritte gemacht.
Mit der Entwicklung von Triptanen stehen Wirkstoffe zur Verfügung, die den Schmerz gezielt dort angreifen, wo er im Gehirn entsteht. Bei der Behandlung der akuten Attacke sind sie nach den Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz- Gesellschaft (DMKG) heute die Mittel der ersten Wahl. Gerade die besonders schnell wirksamen Triptane, wie zum Beispiel Rizatriptan, ermöglichen Menschen die mitten im Leben stehen, aktiv zu bleiben.
Eine wirksame Akutbehandlung mit Triptanen gibt vielen Menschen erst die Energie, sich auf ein komplettes Behandlungskonzept einzulassen. Wichtig für Migränepatienten ist es zunächst, ihre persönlichen Auslöser (»Trigger«) kennen zu lernen. Bei der Suche danach kann ein Kopfschmerztagebuch gute Dienste leisten. Darin wird eingetragen, in welcher Situation die Migräneattacke aufgetreten ist. Manchmal sind es bestimmte Lebensmittel oder auch übermäßiger Alkoholgenuss, die zu einem Anfall führen. Häufig wirkt es sich auch ungünstig aus, wenn der Tagesrhythmus an Wochenenden geändert wird. An erster Stelle der auslösenden Faktoren stehen jedoch beruflicher und privater Stress.
Ein weiterer Baustein der nicht-medikamentösen Prophylaxe ist es deshalb, Anspannung zu erkennen und durch Entspannungsverfahren zu unterbrechen. Sinnvoll sind Verfahren, die sich im Alltag, also genau dort wo Stresssituationen häufig auftauchen, integrieren lassen. Empfehlenswert ist hier die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, bei der systematisch bestimmte Muskelgruppen erst angespannt und dann entspannt werden.
Genauso wichtig sind regelmäßige körperliche Aktivität und Ausdauersport. Radfahren, Joggen oder Walken verbessern das Allgemeinbefinden und wirken sich positiv auf die Anfallshäufigkeit aus.
Migräne ist noch nicht heilbar, aber mit einem Gesamtkonzept, das Akutbehandlung, Prophylaxe und Eigeninitiative einschließt, können Migränepatienten ein gutes Stück ihrer Lebensqualität zurückgewinnen.
Ein Kopfschmerztagebuch für Erwachsene bzw. Kinder können Interessierte für 0,55 Euro in Briefmarken und einen mit 0,77 Euro frankierten DIN A5-Rückumschlag beim Forum Schmerz, Postfach 1207, 35002 Marburg bestellen. Kostenlose Vordrucke sind auch im Internet erhältlich. (dgk)
www.forum-schmerz.de

Artikel vom 03.02.2006