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Wirtschaft startet durch

Optimismus der Firmen auf Elf-Jahres-Hoch - Mehr Wachstum

Berlin/Bielefeld (dpa/WB). Nach Jahren mit pessimistischen Konjunkturaussichten hat die Bundesregierung erstmals ihre Wachstumsprognose nach oben korrigiert - und eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt in Aussicht gestellt. Zugleich stieg das Stimmungsbarometer der Wirtschaft auf den höchsten Stand seit elf Jahren.

Die deutsche Konjunktur könnte in diesem Jahr nach Ansicht von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) am Ende noch stärker zulegen als bisher von der Bundesregierung erwartet. Er halte 2006 auch ein Wachstum von bis zu 2,0 Prozent für möglich, sagte Glos bei der Vorlage des Jahreswirtschaftsberichts gestern in Berlin.
In diesem Bericht geht die großen Koalition von einem Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 1,4 Prozent aus. Das liegt 0,2 Prozentpunkte über ihrer bisherigen Schätzung.
Die meisten nationalen und internationalen Experten wie auch die deutsche Wirtschaft sind allerdings optimistischer und halten wie Glos höhere Wachstumsraten von bis zu knapp zwei Prozent für möglich. Union und SPD hätten eine vorsichtige Schätzung gefordert und unter anderem die Erwartungen an das Wachstumspaket nicht so hoch angesetzt, sagte Glos.
Auch auf dem Arbeitsmarkt rechnet die Bundesregierung mit einer Besserung. Im Jahresdurchschnitt wird für 2006 gegenüber 2005 ein Rückgang der Arbeitslosenzahl um 350 000 auf 4,51 Millionen vorausgesagt. Damit würde die Arbeitslosenquote auf 10,9 Prozent sinken, nach 11,7 im Vorjahr. Gestoppt werde der Abbau sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
Die deutsche Wirtschaft startet überaus optimistisch ins neue Jahr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar auf 102,0 von 99,7 Punkten und signalisierte damit die beste Stimmung seit Mai 2000, wie das Münchner Ifo-Institut gestern mitteilte. Die etwa 7000 befragten Firmen bewerteten ihre Geschäftsaussichten sogar so günstig wie seit elf Jahren nicht mehr.
»Bei der Stimmung in Deutschland hat es seit dem Herbst eine Zeitenwende gegeben. Vielleicht lag es doch an der Bundestagswahl«, sagte Volkswirt Bernd Weidensteiner von der DZ Bank.
In Ostwestfalen hat das produzierende Gewerbe die Wachstumsprognose der Regierung bereits im vergangenen Jahr übertroffen. Die 1445 bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) registrierten Unternehmen erwirtschafteten von Januar bis November einen Umsatz von 31,6 Milliarden Euro - 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Beschäftigten sank gleichwohl um 1,7 Prozent auf jetzt noch 168 500.
»Die Umsatzzahlen sind recht erfreulich gestiegen. Auch die Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung in den nächsten Monaten haben sich aufgehellt«, sagte IHK-Geschäftsführer Christoph von der Heiden dieser Zeitung. Eine spürbare Entlastung auf dem ostwestfälischen Arbeitsmarkt erwartet die IHK aber noch nicht. Von der Heiden: »Dazu müssen unbedingt weitere Schritte wie die Lockerung des Kündigungsschutzes und die Senkung der Lohnnebenkosten folgen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen längerfristig zu sichern.« Seite 4: Kommentar

Artikel vom 26.01.2006