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Tote im Seniorenheim:
Geständnis verlesen

»Ich war vom Schreien und Klingeln genervt«


Bonn (dpa). Im Mordprozess um den mysteriösen Tod von neun Seniorinnen sind gestern Einzelheiten aus dem früheren Geständnis der angeklagten Altenpflegerin bekannt geworden.
Die 27-jährige Pflegerin hatte zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Bonn alle Tatvorwürfe als falsch zurückgewiesen und ihr bei der Polizei abgelegtes Geständnis widerrufen.
Die Anklage wirft der Frau vierfachen Mord, vierfachen Totschlag und eine Tötung auf Verlangen in einem Seniorenheim vor. Die Opfer der Todesserie waren zwischen 79 und 93 Jahren alt. Die Frauen waren zwischen November 2003 und April 2005 während der Dienstzeiten der Angeklagten in dem Heim in Wachtberg bei Bonngestorben.
Vor Gericht wurde gestern das alte Geständnis der Frau verlesen, die den Ausführungen ohne erkennbare Gefühlsregung folgte. Zwei Polizeibeamte erläuterten, wie die Angeklagte in Vernehmungen gestanden habe, ihre pflegebedürftigen Patientinnen getötet zu haben. »Eine innere Stimme habe ihr gesagt, sie solle die alten Frauen ersticken, um sie von ihrem Leid zu erlösen.« Nach dem Geständnis habe sie befreit gewirkt, sagte ein Polizist.
In einem Fall sei sie vom ständigen Klingeln und Schreien einer 87-Jährigen so genervt gewesen, dass sie deren Leben nach eigenen Angaben ein Ende haben setzen wollen, berichteten die Beamten. Sie habe gesagt: »Ich habe das Handtuch auf Nase und Mund gedrückt, bis sie nichts mehr gesagt hat. Ich wollte, dass das Schreien aufhört.« In einem anderen Todesfall habe sie den Schleim einer Heimbewohnerin aus dem Mund nicht abgesaugt, obwohl sie keine Luft mehr bekam.
Der Prozess wird heute fortgesetzt. Das Bonner Schwurgericht will bis Mitte Februar sein Urteil fällen.

Artikel vom 25.01.2006