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Auf die Bretter, fertig - los!

Skilanglauf ist im Winter ideal für Nordic-Walking-Sportler - gesunde Ausdauerbewegung

Von Andreas Schnadwinkel
Breitenbach am Inn (WB). Sepp Lintner spricht Klartext. Man versteht sofort, was der Tiroler meint - wenn er nicht zu sehr in seinen Dialekt verfällt. »Skilanglauf ist eine Gleichgewichtssportart, Rhythmusgefühl ist das Wichtigste«, sagt er.

Dann hatten die Freunde daheim wohl doch recht, die meinten, dass die Bewegungen in der Loipe eher mit Eislaufen und Inline-Skating zu vergleichen sind als mit alpinem Skisport.
In der Schönauer Loipe in Breitenbach am Inn steht Sepp vor dem Gasthof Kaiserblick mit seinen Schülern. Obwohl schon um die 70, hat der Skilehrer in der Spur nichts verlernt. Seine launigen Ansagen machen Spaß: »Grundlage des klassischen Stils ist der Diagonalschritt, nur Kamele und Elefanten laufen gerade. Und da wir früher auch bloß Viehcher waren, können wir den Schritt auch. Nur einer von 5000 kann's nicht.« Na, hoffentlich gehören Sepps Schüler nicht zu diesen seltenen Exemplaren der Schöpfung.
Nach der Einweisung sind die Fortschritte rasch zu sehen: Bewegung und Rhythmus passen, die Gleitphase könnte länger sein, der Diagonalschritt funktioniert - linker Arm oben, rechtes Bein vorne und umgekehrt. Probleme macht anfangs das Bremsen. Auch beim Skilanglauf gibt es - je nach Schwierigkeitsgrad der Loipe - Steigung und Gefälle. Alpine Vorkenntnisse sind bei der Bremstechnik von Vorteil, denn im Prinzip ist es wie ein halber Schneepflug. Man nimmt einen Ski aus der Spur, stellt ihn schräg neben die Loipe und drückt auf die Innenkante. Mit etwas Übung und bei nicht zu hohem Tempo klappt es schnell.
Für Nordic-Walker ist Skilanglauf die ideale Wintersportart, weil die Bewegungen sich gleichen. Und das Alpbachtal in Tirol ist ein schönes Gebiet. Für Anfänger empfehlen sich die insgesamt mehr als 50 Kilometer langen Loipen zwischen Breitenbach, Angerberg und Mariastein, da die Höhenunterschiede moderat sind. Der Gasthof Kaiserblick (mit herrlicher Sicht auf den Berg Wilder Kaiser und andere Alpengipfel) an der Schönauer Loipe ist ein optimaler Ausgangspunkt: Direkt vor dem Haus liegt das Langlaufgebiet, und Ski, Schuhe und Stöcke verleiht Wirt Martin Koller gern an seine Gäste.
Darum ist Skilanglauf so gesund: Der Ausdauersport gilt als effektivste Bewegungsart, weil 95 Prozent aller Muskeln aktiviert werden. Beim Langlauf kommt der gesamte Körper zum Einsatz. Entsprechend viele Kalorien werden verbrannt, Herz und Kreislauf angeregt und Fett abgebaut. Dabei sind die Aktionen gleichmäßig und gelenkschonend, sofern sie richtig ausgeführt werden. Zu den positiven Einflüssen auf die Gesundheit zählt Dr. Ulrich Schneider, Mannschaftsarzt des deutschen Langlauf-Nationalteams, auch den Effekt der Ruhe, der klaren Luft, der Wintermärchenlandschaft. »Skilanglauf - das ist Natur pur und einfach gut für die Seele«, so der Mediziner. In der Tat hat das Erlebnis in der Loipe besondere Reize, wenn man an Schneefeldern voller glitzernder Eiskristalle entlang gleitet.
Da die Belastung bei dieser Sportart vom klassischen Diagonalschritt in der Loipe bis zum dynamischen Freistil-Skaten auf separaten Pisten ganz individuell dosierbar ist, eignet sie sich besonders - wie Nordic Walking - für Sporteinsteiger und -rückkehrer. Auch Übergewichtige können in der Spur nach einigen Tagen Erfolgserlebnisse haben und sich wieder an Bewegung und Sport gewöhnen. Dabei sollte das Streckenprofil dem Leistungsstand angemessen sein.
Wie beim Alpin-Ski sollten sich Aktive auch beim Langlauf auf die Belastung vorbereiten, Gymnastik machen und zuvor ein Lauf- oder Radtraining absolvieren. Dr. Bernd Wolfarth, Verbandsarzt beim Deutschen Skiverband, empfiehlt Anfängern zudem Trainerstunden: »So werden wichtige technische Grundkenntnisse vermittelt, grobe Anfängerfehler vermieden und die Verletzungsgefahren deutlich reduziert.«
Und damit jeder im Trend liegt, der den gesunden Ausdauersport betreibt oder sich dazu entschließt, haben Sportartikelhersteller und Touristiker den Begriff »Nordic Cruising« erfunden und vermarkten Skilanglauf damit. Natürlich gibt es für »Nordic Cruising« auch neues Material: kürzer und um ein Drittel breiter als konventionelle Langlauf-Ski.
Für Anfänger, die vom Nordic Walking kommen, reichen die herkömmlichen Bretter allemal. Denn das Gute am Skilanglauf: Sportmode hat nicht den Stellenwert wie beim Alpin-Ski, und Après-Ski würde nur den Trainingseffekt stören. Nach der Belastung geht's - ganz nordisch - in die Sauna.

www.alpbachtal-seenland.at
www.kaiserblick.biz
www.bergfuehrer-sepp.info

Artikel vom 03.02.2006