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Daimler streicht 6000 Stellen

Konzernchef Zetsche will die Verwaltung weltweit effizienter machen

Stuttgart (dpa). Rund drei Wochen nach seinem Amtsantritt hat der neue DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche nun auch radikale Einschnitte in der Verwaltung des Autokonzerns angekündigt. In den nächsten drei Jahren werden dort 6000 Stellen gestrichen; das ist etwa jeder fünfte Arbeitsplatz in der Verwaltung weltweit.
Lächeln für die Kameras, Zähne zeigen für die Mitarbeiter: DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche will beim Autobauer jeden fünften Arbeitsplatz in der Verwaltung abbauen. Foto: dpa
Dies teilte die DaimlerChrysler AG gestern nach einer Aufsichtsratssitzung in Stuttgart mit. Bereits im vergangenen Jahr war ein Programm zum freiwilligen Ausscheiden von 8500 Mitarbeitern in den deutschen Werken der Mercedes-Gruppe angekündigt worden.
Zusammen mit den bereits laufenden Sanierungsmaßnahmen sollen die Verwaltungskosten um etwa 1,5 Milliarden Euro im Jahr verringert werden. Gleichzeitig zieht die Konzernzentrale vom alten Standort in Stuttgart-Möhringen näher an die Produktion ins Motorenstammwerk Stuttgart-Untertürkheim um.
Der Gesamtbetriebsrat des Autokonzerns protestierte gegen die geplanten Personalabbau. Die Arbeitnehmervertreter haben nach eigenen Angaben die Entscheidung im Aufsichtsrat nicht mitgetragen. Der Betriebsrat wies darauf hin, dass für die Mitarbeiter in Deutschland bis Ende 2011 Beschäftigungssicherung gelte. Daher komme nur ein freiwilliges Ausscheiden in Betracht.
Der Nettoeffekt der gestern angekündigten Maßnahmen werde eine Milliarde Euro pro Jahr betragen, hieß es weiter. Die Kosten für die Umsetzung für das Konzern-Umbauprogramm werden für den Zeitraum von 2006 bis 2008 mit insgesamt etwa zwei Milliarden Euro angegeben. »Ziel ist eine schlanke, bewegliche Struktur mit optimierten Prozessen,« sagte Konzernchef Dieter Zetsche. Er kündigte an, dass Doppelkapazitäten auf Konzernebene und operativer Ebene abgebaut werden sollten. Entscheidungsprozesse sollten künftig kürzer und schneller werden. Zetsche betonte erneut, dass die Zusammenarbeit zwischen der Mercedes Car Group und der Chrysler Group »deutlich enger werden« solle.
Die deutschen Vorstandsmitglieder verlassen die bisherige Zentrale in Möhringen und ziehen in das Motoren-Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim um. Dies bedeute, dass die Konzernzentralen von DaimlerChrysler zukünftig in Untertürkheim und in Auburn Hills bei Detroit (USA) ansässig sein würden, hieß es. Am Standort Möhringen sollen verschiedene Funktionen erhalten bleiben.
Der Konzernvorstand werde mit neun Personen zwar gegenüber dem Vorjahr nominell um drei Personen verkleinert, bleibt aber gegenüber der jetzigen Zusammensetzung unverändert. Aber es werden einige Zuständigkeiten neu verteilt. Zetsche selbst bleibt in Doppelfunktion Konzernchef und Leiter der Mercedes Car Group. Erich Klemm, Gesamtbetriebsratschef und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, sprach sich gegen einen pauschalen Personalabbau aus.
Es sei sinnvoll, wenn Bürokratie, Doppelfunktion und Hierarchien auf den Prüfstand kämen. Eine Zentralisierung von Entscheidung lähme aber ein Unternehmen eher. S.4: Kommentar

Artikel vom 25.01.2006