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Ganze Vielfalt der
Orgelmusik spielen

Restaurierung der Münsterorgel für 280 000 Euro

Von Ruth Matthes (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Herford (HK). Der hintere Teil des Münsters wirkt auf den Besucher derzeit wie eine Orgelbauwerkstatt. »Schuld« daran sind die Mitarbeiter von Michael Jocher aus Peiting in Oberbayern, die fast die gesamte große Orgel auseinander genommen haben, damit sie gereinigt und überholt werden kann.

Wie Münsterkantor Stefan Kagl erklärt, ist die Restaurierung notwendig geworden, da das Instrument durch die Bauarbeiten an der Westfassade stark verschmutzt und die Elektrik veraltet und defekt sei. Sie stamme aus dem Baujahr 1949 und entspreche nicht den heutigen Ansprüchen. Außerdem fehlten Pfeifen und Laden für zwei Töne, die er beim Spiel der Werke von der Spätromantik an dringend benötige. Diese werden nun hinzugefügt.
Die Orgelbauer aus Peiting, die als Sieger aus der beschränkten Ausschreibung der Gemeinde hervorgingen, werden die ausgebauten Pfeifen -Êmehr als 4100 an der Zahl - nun reinigen, alle Bauteile überholen und die schadhaften austauschen. Da die Orgel dafür ohnehin vollständig auseinander genommen werden muss, werden bei dieser Gelegenheit auch klangliche Veränderungen vorgenommen. »Die 66 Register werden weiterhin so spielbar sein wie zuvor, lediglich zwei schrille Mixturen fallen weg«, so Kagl. Durch den Umbau des Oberwerks zu einem großen Schwellwerk und die Neuordnung der Register nach chorisch-symphonischen Gesetzmäßigkeiten kann Kagl künftig Werke aller Epochen vortragen. Wie der Orgelsachverständige Dr. Hans-Christian Tacke in seiner Stellungnahme schreibt, müssen dafür insgesamt nur fünf Register komplett neu gebaut werden, dazu noch 48 Pfeifen von vier anderen Registern.
Die gesamten Kosten für die genannten Arbeiten, den Einbau einer Setzerkombination zur Vorprogrammierung der Register sowie die komplette Neuintonation belaufen sich auf 280 000 Euro. 133 000 werden durch Einzelspenden von Personen, Firmen und Stiftungen abgedeckt, das Land übernimmt 80 000 Euro, Gemeinde und Kirchenkreis den Rest.
Der Zeitplan sieht vor, dass der Wiederaufbau des Instrumentes nach Ostern beginnt. Die Intonation übernimmt Jean Paul Edouard, der auch die letzte Orgel von Notre Dame in Paris intoniert hat. Ende Juli sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Stefan Kagl möchte dann sofort eine CD einspielen, die zur Einweihung am 3. September fertig gestellt sein soll.
Ein Traum des Kantors wäre es, wenn als Dialogwerk zur großen Orgel auf der Nordempore noch eine Solotuba errichtet werden könnte, die bei festlichen Ein- und Auszügen oder zur Begleitung des Gemeindegesangs bei voller Kirche erklingen würde. Hierfür werden noch Spender gesucht.

Artikel vom 25.01.2006