Jürgens begeistert in Delbrück - Konzerte in Minden und Bielefeld
Von Franz-Josef Herber Delbrück (WB). Die ersten Klänge von »Ich war noch niemals in New York« sind kaum angespielt, da brechen in Delbrück die Dämme. Die Fans stürmen vor die Bühne, um ihrem Idol näher zu sein. Und wennÕs klappt: ein Händedruck von Udo Jürgens - und der Abend bleibt unvergesslich.
Perfekt ist er auch schon ohne den körperlichen Kontakt. Udo Jürgens bewies am Montagabend vor 1000 Gästen in der Delbrücker Stadthalle einmal mehr, dass man nicht unterscheiden muss zwischen jungen und alten Musikern, sondern nur zwischen guten und schlechten. Mit seinen 71 Jahren, die ihm nicht anzusehen sind, präsentiert er zum Auftakt seiner 20. Tournee »Jetzt oder nie« ein grandioses Konzert. Nun, die schnellen Lieder sind ein wenig seltener geworden, aber der Sidestep oder der flotte Wechselschritt klappen fast noch so gut wie vor 40 Jahren. »Udo 2006« sitzt vorwiegend an seinem schwarzen Flügel, singt - begleitet wie immer von der Pepe-Lienhard-Band - Lieder, in denen er häufig die Hauptperson ist. Er nennt sich »Rufer in der Wüste«, erzählt von den Höhen und Tiefen seiner wechselvollen Karriere, bittet, auf den Mann mit dem Fagott zu hören, mit dem er sich zweifellos selbst meint, beschreibt seine Erlebnisse mit Frauen - die Erinnerung beflügelt sein Klavier, wie es in einem Lied heißt. Nicht zu vergessen, zumindest den Versuch zu starten, die Welt zu verbessern: Nach dem Gänsehautlied »Fünf Minuten vor zwölf« oder »Eine Hand ist keine Faust« gehen sicherlich einige Konzertbesucher ein wenig nachdenklicher nach Hause. Zuvor aber haben sie noch »richtig Party« gefeiert: Denn Udo lässt keinen seiner Ohrwürmer ungespielt: Bei »Griechischer Wein«, »Aber bitte mit Sahne« oder »17 Jahr, blondes Haar« hält es kaum noch jemand auf den Sitzen, und wer sich immer noch nicht erhoben hat, der schunkelt und swingt zumindest kräftig mit. Udo Jürgens scheint zeitlos zu sein: zwei Tassen Kamillentee auf dem Flügel, rotes Einstecktuch im schwarzen Anzug, Zugaben im weißen Bademantel und beim vierten Konzert in Delbrück zum vierten Mal erzählt, dass die Halle wie ein Wohnzimmer ist - Rituale, die jeder Fan kennt. Vielen anderen Künstler würde schnell Langeweile nachgesagt. Hier ist es Kult. Die nächsten Konzerte des Entertainer in Ostwestfalen-Lippe: 10. Februar, Minden, Kampa-Halle; 14. Februar, Bielefeld, Seidensticker-Halle. Karten für beide Konzerte in allen WESTFALEN-BLATT-Geschäftsstellen.
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