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Sieben Ärzte unter Verdacht

Verstoß gegen Berufsordnung wird juristisch geprüft

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Ärztekammer Nordrhein prüft, ob sieben Mediziner gegen die Berufsordnung verstoßen haben. Die betroffenen Ärzte sollen eine Umsatzprovision vom Pharmakonzern Ratiopharm (Ulm) erhalten haben.
Präsident Theodor Windhorst: Vorverurteilungen vermeiden.

Die Mediziner, die Mehrzahl ist in Kerpen ansässig, wurden von der Ärztekammer bereits zu einer Stellungnahme aufgefordert. Ebenso wurde das Pharmaunternehmen angeschrieben. Die Antworten stünden noch aus, sagte gestern Kammersprecher Horst Schumacher.
Bis zum Abschluss der juristischen Prüfung gelte die Unschuldsvermutung. Die Hinweise auf Zahlung von Umsatzprovisionen hätten sich auf einem mehrseitigen internen Schriftwechsel von Ratiopharm ergeben, die der Ärztekammer vorliege. In Nordrhein gibt es insgesamt 16 000 niedergelassene Ärzte.
Im Fall Ratiopharm hat der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst (Bielefeld) betont, dass es außer Mutmaßungen über mögliche Bestechungen keine konkreten Anhaltspunkte gebe. Ferner habe die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen das Pharmaunternehmen abgelehnt.
Zudem hat Windhorst den Vorsitzenden des Vorstandes der Kaufmännischen Krankenkasse, Ingo Kalluweit, aufgefordert, »Ross und Reiter« zu nennen, damit gegebenenfalls berufsrechtliche Überprüfungen auch in Westfalen-Lippe erfolgen könnten. Kalluweit hatte öffentlich erklärt, es gebe Erkenntnisse und Unterlagen, aus denen sich ergebe, dass bestimmte Ärztinnen und Ärzte Ratiopharm-Produkte dreimal mehr verordneten als der Durchschnitt. Windhorst: »Mit Vorverurteilungen der Ärzteschaft insgesamt sollte man vorsichtig sein.« So sei im sogenannten Herzklappen-Skandal der weit überwiegende Teil der Verfahren eingestellt worden. Nachdem es zunächst um 1501 Beschuldigte ging, habe es lediglich in 34 Fällen Anklagen gegeben. Von einem großen Skandal sei da wenig übriggeblieben.

Artikel vom 26.01.2006