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Etwas mehr Romantik, bitte!
Am 14. Februar ist Valentinstag - die Gelegenheit für kleine Geschenke und individuelle Überraschungen
In Zeiten, da jede zweite Ehe in Deutschland geschieden wird und Singles das Bild der Gesellschaft prägen, scheinen sich die Menschen nach mehr Romantik zu sehnen. Das erklärt vielleicht, warum der Valentinstag auch hierzulande immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Legt man eine repräsentative Umfrage des Emnid-Instituts aus dem Jahr 2005 zu Grunde, so ist für 93 Prozent der Befragten das gemeinsame Betrachten eines Sonnenuntergangs am Meer der romantische Klassiker schlechthin. 88 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich) bezeichnen Kuscheln am Kaminfeuer in einer einsamen Berghütte als das Non plus ultra. Einem Dinner bei Kerzenschein können 87 Prozent nicht widerstehen, während 84 Prozent mit einem Hand-in-Hand-Spaziergang bei Mondschein den Gipfel der Romantik erklimmen.
Leider lassen sich die Ergebnisse nicht ganz so einfach in den Alltag übertragen, denn der wird - mal abgesehen von Phasen größter Verliebtheit - in aller Regel von unromantischer Routine bestimmt. Wunschdenken und Wirklichkeit klaffen meist weit auseinander.
Einmal im Jahr jedoch gibt's auch für die allergrößten Romantikmuffel keine Entschuldigung mehr. Der Valentinstag bietet die ultimative Gelegenheit, der oder dem Liebsten zu zeigen, dass man sie oder ihn wirklich ganz besonders mag.
Dabei bedarf es keiner großen Worte, um seinen Liebesschwur zu erneuern. Auch opulente Geschenke sind nicht vonnöten. Kluge Männer wissen, dass der Weg zum Herzen einer Frau über ihren Floristen führt - auch wenn böse Zungen behaupten, der Valentinstag sei nur eine Erfindung der Blumenhändler...
Doch sind wir mal ehrlich: Welche Frau freut sich nicht über einen Strauß roter Rosen? Natürlich dürfen es auch andere geschmackvolle Gebinde sein, aber Rosen gelten immer noch als der Klassiker, wenn es darum geht, jemandem seine Liebe zu gestehen.
Mit Blumen allein kann man allerdings kaum noch überraschen - individuelle Geschenke und kleine Aufmerksamkeiten sind da besser geeignet! Ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch, ein romantisches Abendessen bei Kerzenschein oder etwas Selbstgebasteltes stehen ganz oben auf der Hitliste der Valentins-Überraschungen.
Doch warum werden Liebende ausgerechnet - im schlimmsten Fall womöglich ausschließlich - an diesem Tag des Jahres so erfinderisch? Die Historiker geben Aufschluss: Der Valentinstag geht zurück auf einen Bischof aus Terni in Italien. Der Heilige Valentin soll am 14. Februar 269 dafür hingerichtet worden sein, dass er heimlich Liebespaare traute, die aufgrund ihres gesellschaftlichen Standes oder des Einwandes der Eltern eigentlich nicht heiraten durften.
Eine Reihe von Geschichten untermauern sein besonderes Wohlwollen Jungverliebten gegenüber. Man sagt, er habe einen großen Garten gehabt und vorbeikommende Paare mit Blumen beschenkt. Andere Legenden berichten sogar davon, dass er selbst in die Tochter eines römischen Gefängnisaufsehers verliebt gewesen sein soll, mit der er heimlich Briefe austauschte.
Etwa 100 Jahre nach seiner Hinrichtung begann man im Römischen Reich, den Tag des Heiligen Valentin am 14. Februar zu zelebrieren. Doch auch schon in vorchristlicher Zeit soll an diesem Tag gefeiert worden sein, indem man Blumen an Frauen verschenkte -ĂŠalles zu Ehren der römischen Göttin Juno, Schutzherrin von Ehe und Familie.
Der erste Mann, der zum Valentinstag Blumen erhielt, war Aufzeichnungen zufolge der englische Schriftsteller Samuel Pepys. 1667 schrieb er seiner Gattin auf hellblauem Papier mit goldenen Lettern einen Liebesbrief, worauf sie ihm begeistert einen Blumenstrauß schickte. So wurde es in der noblen britischen Gesellschaft Tradition, am 14. Februar Briefe und Blumen zu versenden.
Rund um den Valentinstag entstanden aber auch noch ganz andere Bräuche und Traditionen. Das so genannte Valentinsorakel zum Beispiel sollte den Namen des Zukünftigen verraten. Man schrieb alle potentiellen Kandidaten (oder Kandidatinnen) auf kleine Zettel, umwickelte diese mit Lehm und versenkte sie in einem großen Wasserglas. Sobald der Lehm sich auflöste, wurden die Zettel wieder sichtbar. Derjenige, dessen Name als erstes wieder zu erkennen war, wurde von St. Valentin auserwählt.
Nach altem Volksglauben wird auch ein lediges Mädchen den Jungen zum Ehemann nehmen, den es am 14. Februar als Ersten erblickt.
In Deutschland gelangte der Valentinstag erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu Popularität. Wie viele andere Sitten schwappte auch diese aus Amerika zu uns herüber. Die Japaner übernahmen den Tag der Liebenden ebenfalls in ihren Jahreskalender. Dort schenken an diesem Tag die weiblichen Angestellten ihren Vorgesetzten Schokolade. Jeder liebt eben anders.
Auch beim Schenken gibt's große Unterschiede. Der Markt vorgefertigter Liebesgrüße kennt kaum noch (Geschmacks-) Grenzen. Man muss das Haus gar nicht mehr verlassen, kann Grußkarten oder Geschenke per Mausklick ordern und liefern lassen. Das ist zwar praktisch, aber leider auch total unromantisch! Kerstin Heyde

Artikel vom 11.02.2006